Freitag, 31. Dezember 1926

31/12 Berlin.― Bei S. Fischer im Büro.― Geschäftl. und allgemeines Gespräch; wir verstehen einander jetzt recht gut.―

Sonderbarer Zufall;― auf dem Rückweg durch die Kurfürstenstraße, weil ich sie noch nie passirt;― eine Begegnende erinnert mich flüchtig an Frl. Soltau ― ich denke an sie, ihr Los,― ihr unjunges Wesen, ihre trocken schilfrige Haut mit besondrer Lebhaftigkeit ― im selben Moment steht sie vor mir ― die vorübergehend hier ist, und eine Stelle in Hamburg in Aussicht hat.―

Zu Paul Goldmann; wo ich, mit Paul M. zu Tisch bin. (Zum ersten Mal in meinem Leben.) Seine Frau Eva; die Tochter. Erbitterung über die N. Fr. Pr. (bei der er nun bald 25 Jahre). Das Gespräch geht nicht ohne Humor;― von seiner Seite nicht ganz ohne Nachträgerei. Gemeinsame und andre Erinnerungen.

Hotel;― immer Kopfweh.― Briefe, auch von C. P. mit Neujahrswünschen und zärtlichen Mahnungen: ich solle bedenken, dass wir nun doch einander hätten ― und beide Gott danken sollten … Was ich mit dem Herzen nicht ganz nachempfinden kann,― während sie, verstandesmäßig gesehen, wohl recht haben mag.―

Heini;― geht ins Theater, in Charleys Tante spielen.

― Zu Michaelis’; wohin später Fischer’s. Sylvestersouper mit Champagner. Die drei Söhne. Lor während des Nachtmahls aus Hamburg zurück.― Nachher wegen heftiger Kopfweh allein;― Gelonida (nach 0.6 Pyramidon) heilt so ziemlich.― Gespräch über Traumnov. u. dgl.―

― Zu Lucie M. (die mit Heini im gleichen Hause wohnt). Schöne „Alt-Berliner“ Wohnung. Heini, Fehling dort. Punsch. Silvesterglocken von der Matthäikirche. ― Ich spiele meine Walzer. Heini dann Bach, Händel und einiges Jazz.― ― Fehling, ein sehr kluger und lebendiger Theatermensch, über „Wurstl“ und „Kakadu“ und einige Bedenken hinsichtlich Aufführung in dieser Zeit.―

Gegen zwei mit ihm fort; er begleitet mich zum Hotel, von seinen nächsten Inszenirungen (u. a. Barlach) redend.―

In gutem Befinden zu Bett.―