Samstag, 11. Oktober 1924

11/10 Ich interpellire O. wegen der 2 Sitze;― sie weint und tobt: wirft mir Würdelosigkeit, Feigheit und ähnliches vor, ― weil ich ihr kein Billet zur Gen. Pr. gegeben.― Ich sage ihr ― dass ich, erbittert über sie, ein Wort von ihr vorgestern beim Nachhausekommen von der Nm.-Probe erwartet;― immerhin fühlte ich mich dieses einzige und erste Mal irgendwie im Unrecht ― ― weil ich in der Tiefe doch gewünscht hätte, sie solle der Gen. Pr. beiwohnen. So wies ich die albernen Beschimpfungen milder zurück als sie verdient.― Sie findet es nun auch wieder ich weiss nicht was, dass sie nicht zur Prem. geht;― und refusirt die Sitze zur 2. Vorstellung;― ist überhaupt endgiltig fertig mit meinen Werken;― wir haben nur mehr über Lili, und „leider“ über finanzielles zu reden. Wuth, dass C. P. in der G. Pr. war u. s. w.;― zum Überfluss Telegr. von Dora, dass sie mit Frl. Soltau morgen kommt;― ich rede also gleich mit Wucki, die morgen nach Oberhollabrunn will.― Abreise O.s für Dinstag festgesetzt.―

Burgtheater;― flüchtige Probe wegen Strichen u. dgl.― Ich rede mit Herterich über meine Stücke, als Übergangsdramen.

― Vor Tisch eine halbe Stunde zu C. P., die mir Veilchen gibt und weint.―

Die ersten Notizen über das Stück in der „Stunde“;― von Kuh, von Liebstöckl, in üblich frechem Recensententon.―

O. kommt von General Pr. Mahler Zehnte; sehr erfüllt,― sprach Alma und Werfel.― ― Ich sitze eine Weile im Garten, wunderbarer Herbsttag; in tiefster Melancholie;― was nützt das „Geschiedensein“?― Die gleichen vergeblichen seelischen Conflicte,― und die doppelten Sorgen.―

Mit Lili ins Theater; Loge mit Julius Helene Annie. ― Besser gespielt als gestern; erster Akt gefiel sehr (Zeska dankte) zweiter stürmischer Erfolg (ich erschien circa 7mal), ebenso oft nach drittem, bei viel dünnerm Beifall.―

Zu Julius’ mit Gustav (meine Neffen vom Theater aus zu Julius nach Haus), dort genachtm.;― müd, bald mit Gustav fort.―

Zu Hause Blumen mit Brief von E. B.;― von H. K., mit Brief; von C. P.― Auf meinem Kopfpolster ein Brief von O.: „das Kind erzählt mir von deinem großen Erfolg;― erlaube auch mir, so abseits ich stehen muss, dass ich mich freue und es dich wissen lasse, ehe du schlafen gehst“.― Dann kam sie selbst;― ein versöhnlich zärtliches Nachtgespräch …―