Sonntag, 12. Oktober 1924

12/10 Am Morgen (sie las schon die Kritiken (im allg. sehr gut)) ― Fortsetzung des Gesprächs.― Ihre Eifersucht gestand sie zu.― Näheres über Herrn Dr. K.;― ich mache sie aufmerksam, dass sie völlig frei. Nun ziemlich unverblümt: sie müsse jemanden haben, für den sie sorgen könne … neue Ehe wäre denkbar, weil sie sich allein fühle;― aber im Grunde ― ihr Wunsch (sie sprach ihn nicht mit klaren Worten aus): einfach wieder als Frau in dieses Haus zu ziehn.― Ich erklärte sehr mild aber entschieden ― dies sei undenkbar ― gewiss jetzt,― und in diesem Haus;― sehr gute Freunde … u. s. w. ―, einander jeder das wichtigste Element … Sie war momentweise einsichtig ― wieder eine Hoffnung, als könnte eine Art Verständigung zu einem guten Verhältnis führen …

― Schwüler Herbsttag. Mit C. P. Spazierg. Sievring

― Als ich zu Tisch nach Hause kam ― O.s Wesen wieder deutlich verändert. Sie war bei Alma gewesen ― und hatte wieder die schwärmerischesten Töne für sie. Ich „hörte“ geradezu die Worte, die ihr Alma gesagt haben dürfte … „Aber er soll doch zu Tod froh sein, dass er dich wieder haben kann …“ ― Dann war ich unfreiwilliger Ohrenzeuge ihres telef. Gesprächs mit Richard Sp.… ― dem sie sagt „nach Quälerein sei eine Verständigung gefolgt“. (Auch ein „Vertrauter“ ― obzwar sie weiss, wie er über sie gesprochen.)

Nm. kam Frl. Soltau (wohnt vorläufig Hotel).―

Mit Gerty Rheinhardt in die Oper gefahren: Mahler Zehnte. (Fragment.) Mit Brahm ins Burgth. Ausverkauft. Gespräch mit Herterich und Brahm (über meine Production etc.) ― Hinter der Scene des 3. Aktes. Mit der Wohlgemuth, der Mayen u. a. gesprochen.―

O. und Lili traf ich in der Tram, sie waren im B. Theater gewesen.