Donnerstag, 21. August 1924

21/8 Celerina.― Erwachen und Morgenstimmung wie in den schlimmen Zeiten … Schnee, Nebel, später wirds herrlich schön. L.s und ich mit dem Auto Pontresina; auf dem Weg Gisa mit Hajek;― wir fahren alle zusammen Maloja;― spazieren dort herum. Gisa irritirt wegen Vallos Urlaubsreise herüber;― er nimmt (Margot) Heli nicht mit, um Conflicte zu vermeiden offenbar;― bleibt stumm gegenüber Gisa.― Zurück über St. Moritz (Einkäufe von Cigarren und Obst) nach Celerina.― Ich esse mit L.s und Hajeks.―

Nm. Packen.―

Abd. mit L.s nach St. Moritz und zurück.

N. d. N. zweistündiges Gespräch mit V. L., in der Halle, in den Gängen. Sie hat Angst vor der noch bevorstehenden 14täg. Reise.― Der üble Eindruck ihres Gatten von O.s neulichem Benehmen gegen mich. ― Meine Scrupel, ob nicht doch irgend eine Schuld von meiner Seite ― vielleicht hätte ich im Winter 21/22, als sie allein in Salzburg nach mir rief,― ihr die Hand bieten sollen ― ?― Aber im Grunde glaub ich selbst nicht, dass wir uns je hätten wieder finden können. Das merkwürdige bleibt eher, dass ich so viele Jahre das Zusammenleben noch ertragen,― dass ich zur Zeit unsrer Scheidung eine Wiedervereinigung für möglich gehalten ― ?― Nun hab ich, in allem Groll, ein quälendes Mitleid.― Ist alles das, doch noch (― oder wieder ― ? oder „ewige“) Liebe;― oder nur Zwangsneurose? (Was ja am Ende auch die „Liebe“ ist.) ― Der Seelendruck in ihrer Nähe ist eigentlich schlimmer als je;― die Morgenstimmungen in Bezug auf sie ausgesprochene seelische Krampfzustände.―