22/3 Auf der Tram Tressler, zur Schwestern Probe;― beklagt sich über das schwere Stück,― man müßte alles genau auswendig wissen (Verse!) ― ein falsches Wort, und eigentlich müßte der Vorhang fallen. Ich: Aber leider fällt er nicht.
― Zu Gustav, nach einem telef. Aufruf seines Bruders, der einen apopl. Anfall vermuten ließ. Ich fand ihn außer Bett, mit geschwächtem r. Bein und ganz leichten Sprachstörungen; die Nachts viel heftiger gewesen sein sollen. Von andrem Arzt und Sanat. wollte er, eigensinnig und fast weinend nichts wissen.―
Dictirt Briefe, Nov.―
Nm. kommt O. Ihre erste Frage wie wir allein, wann ich heiraten werde. Schon im Oct. hatte sie von V. L. gehört. Wenn es wahr sei, würde sie natürlich Lili zu sich nehmen. „So wärs dir also eher erwünscht?“ Sie war im ganzen doch beruhigt, als ich ihr die Grundlosigkeit des „Gerüchts“ versicherte. Auch nach H. K. fragte sie (die zufällig während O. in meinem Zimmer telefonirt).― Das Gespräch, das Gefühl ― ein seltsames Gemisch von Fremdheit ― und Vertrautheit, beide tiefster Art.
Ins Renaissance Theater. Mit Heini. Marquis von Keith mit Albert, der außerordentlich war. Dem Stück gegenüber besonders den ersten Akten ein stärkerer Eindruck von Wedekinds Genie als je.―
Mit Heini und Lichtenstern’s bei Schöner soupirt; auch Albert mit seiner eben angelangten Frau Lissi saß eine Weile bei uns.― L.s fuhren uns im Auto nach Haus.―
Im Theater tritt plötzlich ein Herr auf mich zu … Verzeihen Sie ist Ihr Name nicht Liebstöckl (der begabte aber widerliche Kritiker). Ich: Gott sei Dank nein.―
Lese zu Haus Wilh. Speyers „Schwermuth der Jahreszeiten“ zu Ende. Feines Buch.
Burgtheater telefonirt (Ratislav), ob auf dem Zettel Schwestern Lustspiel ― „in Versen“ wegbleiben könne!― Ich: Oh gern, nennen Sie’s gleich „Schwank von einem Wiener Kritiker“.―