Donnerstag, 5. Mai 1921

5/5 Schlechte Nacht, Sturm und Regen.―

Zu Dr. B., dem Rabbiner, mit einer Empfehlung von Dr. Feuchtwang; ob er hier den rituellen Theil der Sache durchführen könne. Möglichkeit …― Hübsche Wohnung, Goethe Bilder.―

Zu Gl.s.― Der Bub zuerst, bald achtzehn; ihre scheuen wirren Augen;― dann Gusti und M.;― sie war viel krank, beide wirken wie immer etwas verwebt;― ziemlich ärmliche Verhältnisse; Anträge nach Berlin; keine Initiative mehr;― sie fragen nach O.; die Sache ist ja kein Geheimnis mehr; … M. G. sagt „nicht wahr, wegen dem Kapellmeister“ … Ich erwähne, daß wir sehr gut mit einander stehn.― Ich habe ihnen Maiglöckchen, dem Buben Chocolade gebracht, wie ich gehe, umarmt mich M. G. und weint.

Mittagessen bei „Ebersbach“ mit O., Lucy und Baron Fritz Schey,― später kommt seine Frau mit dem kleinen Kind von ihrem Gut an. Sie ist das einstige Frl. Sch.;― vor 10 Jahren waren wir mit ihrem seither verstorbnen Freund L. auf dem Sonnwendstein.―

Nachm. schreibe ich an V. L. (sonst nur Karten an Heini, Lili, Julius, Gisa, Kolap etc.).

Baron D., unklar, ob er reisen soll oder nicht, schwankt auch zwischen zwei Fraun, stilisirt sich; ziemlich humoristische Figur.―

Das Wetter heitert sich auf. Allein spazieren; auf der „Dult“ an der Isar, dann durch die schönen Anlagen zu O.; mit ihr und Lucy dort gespeist. Zuerst erregtes Gespräch (wegen Lili und Sommeraufenthalt), dann harmlos, scherzhaft beinah, auch weil sie morgen früher aufstehn soll ― wegen der „Versöhnungsversuche“.―

Nachher noch mit Frl. Schw. und Linsemanns geplaudert.―