Mittwoch, 9. Februar 1921

9/2 Vm. bei Gisa.― Über die Situation.― (Von O. noch keine Nachricht.)

Werfel bringt mir den „Spiegelmenschen“. (Verleger- und Directorensorgen. Die Reigenskandale und die Lauheit der „Freunde“.―)

Zu Tisch Frl. Lindberg.

Nm. Kartono. Ich gebe ihm auf seinen Wunsch, die Holländer Liste Honorare u. dergl. Er ist starr.― Urheberrechtliches.― Zum Bolschewismus. Persönlichkeit Lenins.―

Frau Lily Spielberg; hatte mir neulich geschrieben, ein Büchlein für Kinder „Werden“ etc. (nicht ungeschickt gemacht) zugesandt. Tochter der Frau Berta Fröhlich, Gattin eines Bankdirectors, unverstanden, dilettirt novellistisch, lebt in Conflicten, wünscht Erfolge auf allerlei Gebieten, die ihr kaum beschieden sein werden.―

Rechnungen etc.―

Z. N. bei Schmutzers. Dort Schönherr, Strakosch und Frau, Hr. Schnabel und Frau, der Bundespraesident Dr. Hainisch und Frau.― Telefon aus dem Volksth.: Reigen sei vom Ministerium des Innern aus Gründen der oeffentl. Sicherheit verboten. Zehn Minuten später: Das Ministerium habe das Polizeipraesidium ersucht, Reigen zu verbieten; Schober aber erklärt, dazu sei nur die Landesregierung competent, Bürgermeister Reumann, der sich noch nicht hatte vernehmen lassen.―

Hainisch wirkt sympathisch klug. Er erzählt von seiner Audienz bei Kaiser Karl 21. Oct. 18,― Frage Karls ― wie er die Situation beurtheile;― Hainisch: Ich glaube, wir stehn knapp vor dem Zusammenbruch;― was der Kaiser freundlich als zu schwarzseherisch erklärte.― H. später von den Sozialdemokraten sprechend, hält sie alle für ehrlich;― stimmt mir aber doch irgendwie bei, als ich einige, wie z. E. Bauer als rechthaberisch, recht behalten wollend bezeichne, was man oft mit „Ehrlichkeit“ verwechsle.―

Schönherr über seinen Film Glaube und Heimat;― über die Inszenirung des Reigen, die er anders wünscht, mit „Schleiern“.