9/2 Vm. bei Gisa.― Über die Situation.― (Von O. noch keine Nachricht.)
Werfel bringt mir den „Spiegelmenschen“. (Verleger- und
Directorensorgen. Die Reigenskandale und die Lauheit der „Freunde“.―)
Zu Tisch Frl. Lindberg.
Nm. Kartono. Ich gebe ihm auf seinen Wunsch, die Holländer Liste
Honorare u. dergl. Er ist starr.― Urheberrechtliches.― Zum Bolschewismus.
Persönlichkeit Lenins.―
Frau Lily Spielberg; hatte mir neulich geschrieben, ein Büchlein für
Kinder „Werden“ etc. (nicht ungeschickt gemacht) zugesandt. Tochter der
Frau Berta Fröhlich, Gattin eines Bankdirectors, unverstanden, dilettirt
novellistisch, lebt in Conflicten, wünscht Erfolge auf allerlei Gebieten,
die ihr kaum beschieden sein werden.―
Rechnungen etc.―
Z. N. bei Schmutzers. Dort Schönherr, Strakosch und Frau, Hr. Schnabel
und Frau, der Bundespraesident Dr. Hainisch und Frau.― Telefon aus dem
Volksth.: Reigen sei vom Ministerium des Innern aus Gründen der oeffentl.
Sicherheit verboten. Zehn Minuten später: Das Ministerium habe das
Polizeipraesidium ersucht, Reigen zu verbieten; Schober aber erklärt, dazu
sei nur die Landesregierung competent, Bürgermeister Reumann, der sich
noch nicht hatte vernehmen lassen.―
Hainisch wirkt sympathisch klug. Er erzählt von seiner Audienz bei
Kaiser Karl 21. Oct. 18,― Frage Karls ― wie er die Situation beurtheile;―
Hainisch: Ich glaube, wir stehn knapp vor dem Zusammenbruch;― was der
Kaiser freundlich als zu schwarzseherisch erklärte.― H. später von den
Sozialdemokraten sprechend, hält sie alle für ehrlich;― stimmt mir aber
doch irgendwie bei, als ich einige, wie z. E. Bauer als rechthaberisch,
recht behalten wollend bezeichne, was man oft mit „Ehrlichkeit“
verwechsle.―
Schönherr über seinen Film Glaube und Heimat;― über die Inszenirung
des Reigen, die er anders wünscht, mit „Schleiern“.