Freitag, 31. Dezember 1920

31/12 Früh weiteres Scheidungsgespräch, völlig unerträglich.―

― Zu Frau Prof. Schmutzer; über das unleidliche Welt- und Wirtschaftswesen. Spreche mit dem Prof. … über Lili. (Die Kinder haben eben Lection.)

Herum, Frühlingswärme,― im Türkenschanzpark gesessen.―

Zu Tisch R. L.; nachher gehe ich mit ihr ein wenig spazieren; sie jausnet dann mit mir. Der Brief ihres Vaters aus Schweden.― Mit ihr in die Blumenhandlung; ich kaufe einen Fliederstock für O.; der todtkranke Hausmeister hilft mir’n nach Hause tragen.―

In ein Kino.―

O. (eben nach Haus) und ich speisen allein zu Abend;― Heini zu Pollaczeks, Lili mit Wucki zu Pollaks;― O. sieht es irgendwie als Symbol an; möchte, wie ich deutlich spüre auch den „Egoismus“ der Kinder als Anlaß, vielleicht Entschuldigung empfinden und empfinden lassen.―

N. d. N. O. bei mir im Zimmer. Sie dankt für den Flieder, das Buch, die Bonbons. Wir betrachten das Buch (Weimar, von Kühn), die Bilder; manches mit der Lupe …

Ich lese in eben überschicktem Zweig, Rolland

O. kommt wieder, nochmals danken.― Spricht über Alma; in ambivalentem Sinn;― von der bevorstehenden Tragödie;― Conflict der eben verheirateten Tochter mit ihr; der Schwiegersohn, Koller, der Alma durchaus mißbilligt und von ihrem Verhältnis zu Werfel als „Hurerei“ spricht …

Wir scheiden freundschaftlich, sie geht vor 12 schlafen;― ich lese im Meister weiter, bis zum Ende des 7. Buches.―

Julie W. ruft noch an, ich gehe in leidlicher Nervenruhe schlafen.

1921