Sonntag, 24. Oktober 1920

24/10 S.― Nach Hütteldorf. Über St. Veit zu Popper nach Hietzing. Er war fast immer im Dusel.― Gestern sagte er zu seiner Anna: „Ich gehe jetzt auf eine weite Reise; ich weiß noch nicht ob ich zurückkommen werde, geben Sie mir ein Pussel.“ ― Sie zu mir, im verdunkelten Zimmer, während er schläft. „Die Leut habn ihn nicht verstanden;― er ist der edelste Mensch, der je gelebt hat.“ ― Im Vorzimmer Dr. Adolf Gelber und Frau, Frau Jerusalem.―

Nm. mit Heini Korngold’s Schauspielouverture.

Zur Hofrätin. Größere Gesellschaft. Marya Freund sang, Ravel und Casella spielten, manches interessante.― Nachher spielte Grünfeld.― Sprach Frau Rapoport (die ich vor 15 Jahren etwa als kleines Mädchen Magnus Weisse in Berlin flüchtig gesehn); Dunan (dessen Gedichte wie er mir nicht ohne Stolz erzählt, Lehar componirt),― politisches Gespräch, mit ihm und Auernheimer, über die Aussichten Wiens. Das allgemeine Entzücken über Wien.― Vollmoeller,― der sich hier ankaufen will, Frl. Bienenfeld (Musikkritik) fragt mich über Webern und Berg und ist beruhigt, wie ich es einen abominabeln Schwindel nenne.― Lerne den Schauspieler Ettlinger kennen.―

Mit O. nach Haus. Sie findet (wahrscheinlich mit Recht) daß sie Debussys Chansons de Bilitis besser sänge als die Freund;― die Hofr. benehme sich nicht ganz gut;― sieht aber am Ende doch ein, daß Ravel die Freund aus Paris mitgebracht habe und natürlich sie hier in den Concerten etc. singen müsse. Überdies hatte die Hofr. ― O. ausdrücklich vorgeschlagen, ob sie nicht Ravel vorsingen wolle. O. fühlt sich aber indisponirt und hat im Grunde wochen- oder monatelang nicht ernstlich gearbeitet … Es ist immer dasselbe.―