Dienstag, 13. April 1920

13/4 Auf die Westbahn. O. kam an. Sie erzählt mir, schon im Nachhausfahren, von Liesl’s letzten Tagen und Stunden. Sie litt zu viel, man half mit Pantopon. Dabei von wunderbarer Gefasstheit; nur am letzten Tag einmal zu Olga … „Ich hab solche Angst“.― Dr. Neu, wie es scheint ein außerordentlicher Mensch und Arzt; katholisch-gläubig.― Lucy Jacobi,― Ziegel und Mirjam die am vorletzten Tag ankamen … Die Einäscherung in München. Albert.― M. Gl., deren Mutter eben in Wien gestorben war.― Kasimir Edschmid, scheint ihr ein wahrer Freund gewesen.― Krells und Schüleins,― erotisches Hin und her.― Liesl’s Testament … O. zeigt es mir zu Hause, packt aus, was sie mitgebracht aus Liesl’s Nachlaß, Bücher, Briefe u. a.― Lili sitzt zwischen mir und O., und weint still.― O. bald zu Bett. Das letzte Tagebuch Liesls in den „Agenda“;― ich lese es; letzte Eintragung vom 18. März ― Woran starb sie? An ihrem Lungenleiden?― An der Herzschwäche nach intercurrenter Grippe ― Oder doch, irgendwie ― an Albert (der sie unsagbar liebte und immer betrog).

― Nm. sah ich auch den Nachklg. zu Ende durch.― Manches sehr gut, im ganzen doch ungleich.― Herzweh, physisch und moralisch.― Ein paarmal spazieren im Park; Frühling und Wind. Tiefer viel tiefer als ich geahnt greift dieses Verschwinden Liesls in meine Seele. Immer muß ich an das kleine Haus in Partenkirchen denken ― wieder etwas unrettbar verdüstertes, versunkenes.―

Abends ein gutes Gespräch mit O. ― und doch ― bin ich ziemlich hoffnungslos.―