Donnerstag, 24. Juli 1919

24/7 In der früh allerschwerste Discussion. Ich wünschte der Hofr. meine Gründe darzulegen, warum ein weitres Zusammenleben unmöglich.

Nm. bei der Hofr.― Ich las u. a. einen Brief vor, den ich voriges Jahr im Juni an O. nicht abgeschickt, und der jene Gründe darlegte ― die sich nun erheblich verstärkt haben. Hofr. fand vor allem, daß eine Trennung wegen Lili undenkbar;― wir müßten beide, um der Kinder willen, Opfer bringen. Wie natürlich nahm die Auseinandersetzung ungeheuerliche Formen an; trotzdem gab es Momente, in denen eine Verständigung nicht ganz ausgeschlossen. Hofr., sehr verzweifelt ― sieht die Notwendigkeit einer zeitweisen Trennung ein;― da nun aber die Umstände ― Payerbach, dann Salzburg, dann München ― eine solche Trennung ungezwungen herbeiführen ― sollten wir vorläufig nichts entschiedenes unternehmen.― Es war ein zwei-, dreistündiges natürlich nutzloses Hin und hergerede ― Mein Standpunkt: ich lebe mit einer fremden Dame nicht unter einem Dach;― sie: da alles erotische vorbei, habe sie keine Frage zu beantworten;― ich: sie könne mir nicht zumuthen, eventuell mit der Geliebten eines andern verheiratet zu sein, oder wenigstens zusammenzuwohnen;― sie: wenn auch nichts dergleichen etc.;― sie werde doch in meinen Blicken immer Controle und Frage lesen;― ich: ich habe keine Lust, die Unannehmlichkeiten des Ehe- und Junggesellenlebens zugleich zu ertragen;― und ihre Auffassung „ich thu, was ich will ― und du sorge weiter“ sei mir widerwärtig … u. s. w.― Wir fuhren stumm nach Hause. Die Hofr. sah ein, und sah, daß ich physisch diesen fortgesetzten Erregungen nicht gewachsen.― Ich warf ihr ihren Hochmuth, ihre Einsichtslosigkeit;― sie mir meine Monomanie vor u. s. w.―