Freitag, 25. Juli 1919

25/7 Früh fuhr Lili mit Wucki nach Payerbach.―

O., verweint, ruft mich zu sich. Sieht ein ― zusammenleben undenkbar. Läßt sich aber nicht „verbannen“ (ich hatte München vorgeschlagen), von den Kindern trennen; will sich eine Wohnung in der Nähe nehmen; täglich die Kinder sehen u. s. w.― Die unter den heutigen Umständen ganz besondern Kosten, Schwierigkeiten kommen zur Sprache; ich wünsche Entscheidung zum mindesten bis über Reichenau zu verschieben.

Mit constanten Herzschmerzen Kolap entgegen; mit ihr in der schwülen Luft spazieren und die Angelegenheit besprochen. Ihre Ansicht: es müsse doch irgend was concretes, zum mindesten in der Möglichkeit oder im Wunsch vorliegen; denn daß O. rein ideologisch so weit gehe;― sei nicht anzunehmen. Ist es so, dann müßte Jessie im Einverständnis sein. Und „Er“ ein Mensch, den ich absolut nicht kenne. Hier bin ich eigentlich mehr belletristisch interessirt als sentimental.―

Dictirt Briefe.―

Kolap zu Tisch; O. hatte (wie schon vorher) eine lange Unterredung mit ihr;― in der O. auffallend vernünftig auch meinen Standpunkt begriffen haben soll. (Gestern früh hub unsre Discussion damit an, daß sie mir erklärte ― wie verzweifelt sie über meinen Zustand sei und wie sie mir um alles in der Welt helfen wolle ― und wie sie die Verantwortung nicht ertragen könne.)

Abends im Ukrainer Chorconcert.―

Als ich verspätet nach Haus kam ― war O. nah daran gewesen zur Hofr. zu telefoniren.―