Montag, 24. Juni 1918

24/6 Traum: Prof. Kaposi (der längst verstorbne; er sah Prof. Zeissl ähnlich, den ich neulich sah) tritt zu mir in ein Zimmer, macht mir über irgend was (was?) milde Vorwürfe. (Kaposi war der Arzt, der meinen Vater eine Stunde vor seinem Tod besuchte und uns sagte: Ich bedaure Euch sehr.― Deutung??)

Einiges dictirt.―

Zu Mimi Pens. Bleckmann ―; im aufgeräumten Zimmer, etwas polnische Wirtschaft. Vicki, Helene Piekarski, Cara Leitner; Vicki sagt: Vor der Matura war ich aufgeregter.― Ich in den Tempel. Im Bedeckzimmer sehr unfeierliche Trauung von Vicki und Mimi. Die Eltern Z.,― ich und Max Leitner inoffic. Zeugen. Der Klabriashauch über den jüdischen Ceremonien. Der Rabbiner Dr. Bach stellt sich mir vor; spricht von seiner literaturbeflissenen Tochter.― Ich gehe mit Onkel Max durch die Stadt;― reden über die Seltsamkeit des Lebens.― Hochzeitsdiner bei Z. Familie, Helene Piek.; Dr. Szeps und Frau, etc.― Unfeierlich und angeregt.― Sz. erzählt vom K., der eine ganz unmögliche Personage. Unintelligent,― schwach und eigensinnig. Er betont neulich dem Obersthofmeister Hunyady gegenüber, daß man ihn bei irgend einer Gelegenheit bejubelt.― H.: Die Leute haben per Person 10-20 Kronen bekommen.― Die unglückseligen innern Zustände.― Mit Z.s wird eine Donaureise verabredet.― Das junge Paar reist nach Gutenstein.―

Auf dem Heimweg Tram treffen wir Gustav; er kommt mit uns und äußert manche Frivolitäten über die ihn überraschende Ehenachricht.―

Einige Verse am „Weiher“.―

N. d. N. Else Speidel;― sie ist von Hause fort, weil sie sich mit Felix stritt und er grob mit ihr war. „A. ist es sicher nicht mit dir.“ O.: „Der eine ist so, der andre so. Schlimm nur, daß man für die schlechte Stimmung verantwortlich gemacht wird.“ Sie wünscht die Sache nun so zu wenden, als wenn das primäre meine üble Stimmung wäre ― und daraus alles andre folgte;― wie heute auch der K. gegenüber (in meiner Abwesenheit). „Ich bin normal ― er nicht.“―