Sonntag, 23. Juni 1918

23/6 S. Spazierg. mit Vicki PötzleinsdorfNeuwaldegg ― Rieglerhütte ― Hütteldorf.― Über die kriegerische Lage, und die allgemeinen desolaten Zustände.― Ob ich seine Eheschliessung auch für „gefährlich“ halte, wegen des Altersunterschieds (sie ist um 14 Jahre aelter). Wir einigen uns, daß alle menschlichen besonders erotische Beziehungen an sich so unsicher sind, daß es auf ein Element der Unsicherheit mehr nicht ankommt. Und aus wie vielen Jahren besteht denn das Leben?

Zum Thee Mimi und Vicki, über die morgige Hochzeit in frivol-witziger, fast ins groteske gehender, nicht durchaus angenehmer Weise; wir mußten viel lachen; aber der Nachgeschmack war vielleicht etwas bitter,― insbesondre O. war unverhältnismäßig peinlich berührt;― und sprach sich dann wieder zu mir über Mimi’s ― Unruhe;― über das Alleinsein aller Menschen aus. Ich nahm Mimi in Schutz und blieb im übrigen ziemlich starr.― Las viel (Briefe Josef II., Barras, Memoiren, Kardinal Retz, Bachaumont Memoiren u. s. w.).―