Sonntag, 23. Dezember 1917

23/12 S. Kritiken über gestrige Aufführung Saltens Kinder der Freude. Einmütiges Entzücken. Lehrreich ein Vergleich mit den Kritiken über die „Kom. der Worte“ vor 2 Jahren; wovon S.s Einakter ein schwacher und ziemlich ordinärer Abklatsch (keine Copie!).―

Spazierg. im Schnee Himmel, Cobenzl.

Nm. mit Heini Beethovensche und Schubertsche Originalcompositionen.―

Brief von Liesl über Casanovas Heimfahrt; Lobesworte nicht sparend spricht sie von „Umständlichkeit“ (im Anfang) und zu viel Landschaft.― Erzählen heisst ihnen nun umständlich sein. Expressionistischer Wahn!― Und nach den Menschenseelen möchten sie auch die Landschaft abschaffen so daß nur der Film übrig bleibt.― Dann allerlei, schiefkluges über meine Gesammterscheinung und den tiefern Anlaß von Fldb. Versagen. Über das was sie meinen Nihilismus nennt. Oh Mißverstand! Relativist mag ich sein, bin ich; der viele, allzu viele Werthe kennt ― und sie (vielleicht allzu beflissen, allzu dialektisch) gegen einander abwägt.― „Glaube“ steht nun hoch im Curs. Charakteristisch ein Leitartikel heut in der Reichspost; in seiner wilden Verlogenheit. Ja ich bin allerdings ein Dichter für Schwindelfreie.―

Abend mit Heini Schubert Märsche, Haydn Quartett.