Donnerstag, 17. Mai 1917

17/5 (Feiertag.) Notiz in der N. Fr. Pr.: „Die dreißigjährige Private St. B. (ganzer Name) nahm … etc. Morphin und Veronal … gestorben … Die Ursache der That ist unbekannt.“ …

Mit O. ins Hotel Regina, wo Ama wohnt; Mimi zog zu ihr. Im „Salon“ … Vicki erzählt mir den Hergang: Montag 14. Nachm. war St. bei Ama, die sich übel befand; Abend mit U. im Türkenschanzpark ― wollte dann noch mit ihm spazieren gehn; er begleitet sie bis zum Thor, sie will, daß er noch mit ihr hinaufgehe; er lehnt mit Rücksicht auf ihr frühes Aufstehnmüssen ab; am Morgen (meines 55. Geburtstages) nimmt sie 24 Pulver Veronal, 27 cgr. Morph. injicirt sie sich; um 8 wird sie bewußtlos im (aufgesprengten) Zimmer gefunden ― Gremium der Kaufmannschaft transp.― Abends bessert sich der Zustand auffallend (Bewußtsein kehrt nicht wieder) Nachts 2 stirbt sie.― „Wir sollten uns alle den Kopf herunterreißen.“ ― Aber er sieht doch ein, daß sie unrettbar dahin steuerte. Letzter Anlaß die körperlich seelische Erschöpfung ― Unwohlsein gerade in diesen Tagen (neulich mein Gespräch mit Arthur Kfm. über die seelischen Störungen der Fraun zu dieser Zeit!) ― Mit Ama allein;― sie glaubt ― will glauben (?) ― an eine Wurstvergiftung!― MimiHelene Piekarski;― andre Leidtragende.― U. ist es gelungen, ein Grab am Döblinger Friedhof zu verschaffen,― ein Todter, der schon zur Exhumation bestimmt war,― mußte „delogirt“ werden ― wie Ama selbst sagt … St.… ihr „Sonnenstrahl …“ wie sie noch Montag gemeinsam über ihre traurige Lage scherzten.

U. miethet das Zimmer, in dem sie starb, für ein Jahr.―

Hin und her im Hotel; schöner windiger Sommertag … Wir fassen es alle noch nicht.―

Arthur Kfm. vor Tisch.―

Nm. las ich die Skizze Nachklang III;― begann Graesler Buchcorrectur.― Holte nach dem Nachtm. O. aus H. Regina ab … Vicki: „Es ist … eine furchtbare Sache.“ ―