Freitag, 18. Mai 1917

18/5 Vm. kam U.; bringt uns Haare von Stephi. Sie liegt im Sarg „in einem Meer von Blumen“. Er hat sie heut zum letzten Mal geküsst.― Erzählt vom letzten Nachm.;― sie hätten für den morgigen Tag ein Rendezvous;― im gleichen Zustand hat sie schon vor 4 Wochen auch einen Selbstmordversuch gemacht;― er hat das Gift entfernt.― Sie entschlossen sich nun ein Kind zu haben ― da die Hoffnung nicht gleich realisirbar erschien ― glaubte sie sich auch dazu nicht fähig ― was mit einen Grund abgegeben haben soll (?).― Er weint, ist beklagenswerth und doch in seiner Art wie immer etwas sentimental kitschig.―

Dictirt: Briefe;― mehr von St. geredet.―

O. kommt aus dem „Regina“ ― Jacob ― schreibt über St.― ist bereits stolz darauf ― es wird das schönste was er je geschrieben. (Und man sollte den Literaten erschlagen.)

Nm. begann ich Nachklang III neu zu schreiben.―

Gustav, wir sitzen im Sommerschein auf meinem Balkon, reden über St., Burgtheater und andres.―

Ins Regina.― Prof. v. Wenckebach aerztlich bei Ama. Ich rede dann lang mit ihm und Mimi. Wirkt sehr; aerztlich-menschlich-weltmännisch. Nachtm. unten Pilsenetzer,― mit O., Helene Piekarski, Hofr. Zuckerkandl.― Ama sagte: „Jetzt ist es lang genug ― jetzt könnte sie schon wieder aufstehn.“

1917-05-18