Mittwoch, 16. Mai 1917

16/5 Schlechte Nacht ― spät eingeschlafen ― vor Verzweiflung über mein Ohrgedröhn geweint.― Morgens Einkäufe, Telegramme ― Zimmerbestellung in Gastein für heute etc.― nach Hause kommend find ich ein Telegr. von Vicki: „Stephi heute früh an Veronal-Morphium Vergiftung gestorben Mimi sehr verzweifelt aber körperlich gesund Ama vorbereitet wird es wohl ganz gut überstehen.“ ― Ins Zimmer ― Olga sucht mit Helene und Annie eben Stoffe aus ― ich rufe zuerst Helene, Olga folgt gleich ― Telegramm ― Erschütterung ― und doch nicht ― wie man glauben sollte ― wir sahn es zu sehr voraus.―

Packen, Mittag,― wir sitzen in der Halle ― Julius etc. begleiten uns auf die Bahn, wir fahren nach Wien ― reden im Coupé viel von Stephi ― der Erfüllung eines Schicksals ― der Familie ― dem Schuldantheil U.’s, sind uns beide klar, daß wirs noch nicht völlig fassen.

― Am Bahnhof Vucki und Heini ― ½12 Nachts ― kein Wagen ― Tram und zu Fuß in der schönen Sommernacht heim. Briefe (Gratulationen u. a.) ― zu Bett ― und muß mir gestehen ― schwerer von meinem Ohrenleiden bedrückt als von Stephis Tod.