Dienstag, 15. Mai 1917

15/5 Nachts Gewitter; in den Schlaf hinein hört ich dumpf ein oder zwei Donnerschläge.― Morgengratulation und Gruß von O.― Schöne Blumen Rosen und Flieder von Julius und Helene.― Kriegsfrühstück, durch mitgebrachte Gansleber gemildert.― Stadtbummel, Einkauf von Stoffen. Nach morgendlichem Regen wieder schön und heiss. Geburtstag-Diner im Hotel.― (Bis hieher vor St. Todesnachricht.)

Nachm. im heissen Westzimmer Hamsun „Segelfoss“ lesend ― schwer geschlummert ― geträumt als läg ich in einem Bad, mit hohen Stiefeln, ohne mich rühren zu können.― Fuhren dann alle (O., Jul., Helene, Annie) Hellbrunn ― spazierten durch die Allee, an der Tanne vorbei, wo O. vor 16 Jahren die Vision unsrer Kinder hatte, Steinernes Theater, Monatschlössel, saßen im Restaurant an der Bahn ― (wer mir prophezeit hätte ich würde an meinem 55. Geburtstag zur Jausenzeit schlechtes Bier trinken und froh sein, daß ichs kriege) ― heim, nachtm. Europe, spazierten längs der Salzach, saß dann mit Jul. im Café Bazar, die Damen auf einer Bank an der Salzach.