Donnerstag, 3. Februar 1916

3/2 Vm. dictirt, Verführer.―

Gegen Mittag, wie manchmal Arthur Kaufmann, über politisches und ethisches.― Mit O. über ihn, diesen Mann ohne Affectation, ohne Eitelkeit, ohne Snobismus,― absolut gescheidt, absolut gut;― absolut taktvoll. Das reinste Exemplar Mensch.

― Gemeinsame „Mahnungen“ von O. und Frieda P. wegen meiner „Faulheit“.

― Begann Nm. die Brahmbriefe in der eben fertig gewordnen Abschrift zu lesen ― 20 Jahre nach der Berliner Première Liebelei, fast auf den Tag! (4. Feber 1896.) ―

Hatte heute Nacht von Billroth geträumt, der sich (wie ich träumte) amputiren lassen mußte, er hatte „Tödtlin“ im Blut;― ohne Narkose, die „erniedrigt“. (Durch Chiavaccis Schicksal angeregt; heut früh kam die Todesnachricht.) ―

― Nm. Hr. Charles Leyst. Hat in Darmstadt den Großherzog gesprochen. (Es scheint dass seine Napoleonstücke aus polit. Gründen gefördert werden sollen.) ― Mancherlei interessantes aus dem Gespräch, Friedensmöglichkeiten mit Rußland Sommer ― etc.; England, Unterseeboote etc.― Dann erzählt L. von seinen Verhandlungen industrieller und finanz. Natur; kommt dann auf die Homosexualität einiger Theaterdirectoren, zieht Schlüsse, die schief sind, und geräth endlich über die Geschichte von einer Freundin die in einer syphil. gräfl. Familie bedienstet ist, auf biolog. Lehrsätze dilettantischer und mattoider Art.― Dass ich seine Dramen historisch und nur in sehr beschränktem Maß aesthetisch einschätze, verschwieg ich ihm nicht.―

Mit O. wieder des längern über das sonderbare Stadium meiner Productivität;― dann Brahmbriefe weiter gelesen.―