Samstag, 1. Jänner 1916

1/1 Traum: M. G.,― schön wie damals,― ich esse mit ihr (im freien? ― irgendwie in der Augustinerstraße ― wo ich dann auch mit ihr spaziere, es ist ― mir im Traum unbewußt ― die Stelle etwa, wo ich vor fast 17 Jahren mit Julius nach dem Tod M. R.s nach Hause ging) ― sie sagt mir dann, ohne eigentliche Zärtlichkeit: Du kannst mich Montag wieder treffen, und Dinstag kommen wir wieder zurück ― was ich absichtlich überhöre (aus bestimmten mir auch im Traum bewußten hyg. Gründen, die ich zugleich als nicht zutreffend empfinde). Über eine Balustrade, Josefsplatz, irgendwie Albrechtsrampe, überlebensgross Leute sich herabbeugend, gewissermaßen Altwien, sie warten auf den Beginn des Theaters ― ein neues wird gleich eröffnet, steht durchsichtig ungefähr an der Stelle der Hofbibliothek ― ― auch die Statthalterei in der Herrengasse spielt irgendwie hinein.―

Noch recht catarrhalisch erwacht;― Oelfleck.―

― Blumen für O.―

Spazieren PötzleinsdorfSalmannsdorfSommerhaidenweg, trüb, dann Regen. Flb. ohne Glück bedacht; dann innerliche Notizen über Kritik anläßlich K. d. W.― Erwägung, wann ich die letzten dauernd glücklichen Perioden erlebt: 1902, 1908/9.― Ernsthafte Frage: ob man überhaupt von der Generation, mit der man lebt, Liebe verlangen darf? …

Nm. im Stechlin gelesen.― Lili etwas Fieber.―

Mit O. (bettlägerig) langes Gespräch. Über die verstorbne Frau des Dr. W.;― da sie dem Tod verfallen, liess er ihr völlige Freiheit (wissend, dass sie sie doch nicht benützen würde ―?) ― Über Liebe des Manns, der Frau.― Persönliches. Kritik meines Wesens; Zerfallenheit, Zwangsvorstellungen Gestörtheit; Unrecht das ich an O. begehe. Wieviel kann der Wille da bessern? Belastung. Wie in meinen bösen Stimmungen alles mit hineingezogen und verzerrt wird. Thränen und Versuch einer Verständigung.―

Abends zum Nachtm. Schmidls, Otto Zuckerkandl und Frau, Steiner’s und Frl. Gelbard. Kleine Pokerpartie.―