Freitag, 10. Dezember 1915

10/12 Vm. Dr. Rosenbaum; über den Stand der Volkstheaterangelegenheit. Chancen Treßlers, Geyers, Rundts, Holzers.―

Mit O. zu Wassermanns, wo Dr. Simon aus Frankfurt a. M., ein sehr kluger Mann, der wohl politisch-handelspolitisch hier weilt und mit dem es eine erregte Discussion gab. Er als Vertreter des „Staatsgedankens“ gegen mich als „Individualisten etc.“. „Tod fürs Vaterland etc…“ Ich mußte ihm erwidern: „Die Probe aufs Exempel steht aus.“ Er: Es wär ein harter Kampf gewesen; aber er sei schließlich zur Überzeugung gekommen ― er nütze dem Vaterland mehr,― wenn er nicht ins Feld, sondern zu Hause etc. Ich: „Geb ich Ihnen ohne weiters zu ― Sie aber hatten selbst die Entscheidung ― hunderttausende der gleichen Ansicht werden nicht gefragt, müssen in den Schützengraben, auch wenn sie daheim …“ Hier flüchtete er ins „innre Gefühl“ ― die heilige Freistatt, wo der Verfolger vor dem Thor stehen bleiben muss.

Abends zu Hugo (sein Zimmer bei Oppenheimers) zum Tod seines Vaters ihm condoliren. Er sprach von seinen letzten Tagen, von seiner verstorbnen Mutter, in Thränen. Allerlei Erinnerungen. Bald wieder ins lebendigere. Von Strauss, dessen einleuchtender Persönlichkeit. Die Köln. Zeitung gegen mich, Schönherr, Bahr ― als politic. zu behandeln, Hugo will darüber schreiben. Gerty kommt. Wir schauen uns die Bilder seines Prinz Eugen Buchs an. Im Salon Oppenheimer; der Breughel.―