Montag, 18. Oktober 1915

18/10 Vm.: Passbureau, Consulat (Dr. Adler, über die Chancen der Kriegsbeendigung), allerlei Begegnungen: Risa Horn (nach Jahren ― Kinder, altwerden u. dergl.) ― Director Lautenburg (über die 3 Stücke, Aufführung;― „gibt es in Wien so coupable Frauen ―?“ Ich: Auch in Wien und Elberfeld.― Die falsche Darstellung des Bachusfestes. Ich geb es zu: ― Zuerst sollen sich die Leute dabei unterhalten, später sollen sie’s verstehn), Frau Sachs („Die Dichter wissen doch mehr von uns als die andern Menschen; und man dankt ihnen nicht genug.“) ― Frau Adele Kapper mit ihrer Tochter (die dichtet.― Frau K.: „Ihre Frau muss es gut haben,― herumreisen mit Ihnen …“) ― Baron Berger (Complimente über die K. d. W. „meine Tochter wird jetzt auch aufgeführt, Thimig hats angenommen … sie möchte Sie so gern kennen lernen ―“ Ihr Bruder hat’s mich s. Z. lesen lassen ―) ― Schlafwagenplätze für Berlin. Endlich in die Länderbank, mir bei Max Leitner Mark einwechseln;― mir entgegen stürzt der mir ganz oberflächlich bekannte Tenor Fritz Werner ― umarmt und küsst mich!― „Goldner Arthur ― schreiben Sie mir einmal ein Stück ―“ Auch die Musik ―?― „Nicht notwendig ― ich bin kein Fatzke.“― Und wiederholt immer „goldner Arthur“ ― Kurz: traurige Folgen eines Erfolgs.― In der Tram Feuilletons über die K. d. W. U. a. eins in dem mir vorgeworfen wird, ich lungere zu viel in den Salons herum,― sei aber ein gebildeter Mensch und könnte besseres schreiben ― ― Polgar, matt lausbübisch.― Vollkommene Gleichgiltigkeit gegen alles Geschwätz.―

Panorama (Ampezzothal).

― Mit O. Lieder.―

Zum Thee Siegfried Ochs mit Richard Specht. Ochs hatte „Weg ins freie“ gelesen ― müßte mir sagen, wie sehr etc. ― sprach aber netter Weise gar nichts davon;― wir plauderten meist von Erfahrungen mit jungen Autoren und Componisten.―

In New York Irving Place Theatre eröffnet mit „Das weite Land“. (Korff.―) ―

Mit O. bei Julius’; Hajeks.― Annie zeigt mir eine Literaturgeschichte von Cerny für Mädchenschulen,― mit dem alten Schwachsinn über mich. Charakteristisch dass alle die jetzt approbirten Literaturgeschichten antisemit. Tendenz zeigen, rückwirkend bis auf Heine.― Allerlei Kriegsgräuelgeschichten.―

Mein schlechtes Hören zum verzweifeln; besonders abends.

― Lese Voltaire von Popper; Tolstoi Krieg und Frieden.― Csokors „großen Kampf“ (nicht ganz unbegabter Esel), Kyser, Charlotte Stieglitz (mühseliges Literatengewäsch, an leidlichen Mustern gebildet, von falscher Seelenvornehmheit).―

1915-10-18