Sonntag, 24. März 1912

24/3 Wie gesagt so gethan: ich träumte gegen Morgen mit ganz besondrer Deutlichkeit: Hugo verlobt sich mit Gerty, mit der er freilich schon verheiratet ist und bemerkt (zu wem?). Olga soll nichts davon erfahren, denn ich hab ihr den Hof gemacht. Ich weiß sofort, er sagt das, um Olga zu compromittiren. (Deutung: Neulich im Meissl sagte er nach seiner Art zu „Paulintscherl“ und Olga ein paar Mal du, was mir zuwider war. Und vor 12 Jahren sagte O.: „Es wäre interessant, wenn sich Hugo in mich verliebt.“) Ich bin wüthend, werde es noch heftiger, als O. sagt … Er hat aber gut geküßt … (Deutung: In jener Brochure von Sachs heißt es einmal „Er macht alles gut“.) Ich frage mich, wann war es? Ah damals, als ich von einem Spaziergang heimkam und Hugo mich erwartete. (Deutung: vor ca. 6 Jahren war Hugo schon bei mir als ich nach Hause kam und O. sagte … „Er war sehr lieb.“) ― Und sage irgendwann. Den hätt ich todtgeschossen. Ich sinne Rache, bin plötzlich in einem Hotel, Hamburg, aber eigentlich ist es Hotel Höller, ich trete barhaupt auf die Straße; in der Halle einige Schauspielerinnen, deutlich Clemens und Otti Salten. An einem Tisch daneben vornehm, sich um nichts kümmernd 4 reisende Damen, eine sehr deutlich, um 40.― Otti sagt zur Clemens: Geben Sie ihm doch einen Kuß! (Deutung: Die Clemens ist die Heldin jenes Stücks, das sowohl Trebitsch als, zu dessen Ärger auch Salten schreiben will, ― also Otti will mich gewinnen für Saltens gutes Recht.) Sie küßt mich, ich spüre wenig;― plötzlich ein langer Tisch, viele Leute, Diner, weit von mir sitzt M. Elsinger, neben ihr ein Herr in rothem Sweater (Doret ähnlich, der auf dem Semmering einen roth eingefaßten Sweater trug) … Ich strebe zur M. E. hin, um mich an O. zu rächen, sie (M. E.) Angst daß man was merkt (Deutung: Erinnerung an ihr Benehmen in Hamburg), kühl; ich frage nach Hagemann, sie hat mir was von ihm zu bestellen und hat’s vergessen. Ich sehe eine Art Muttermal, fast entstellend ober ihrer Lippe. (Deutung: sie hatte eins, anders wo, das sie operiren ließ, vor 13 Jahren.) Eine fragt: Wohin muß man Sie küssen? Ich: Gefährliche Frage! Plötzlich vor mir auf dem Tisch ein Buch, dreispaltig, mittlere Spalte: „Oh diese Küsse.“ ― (Deutung: In der Psychoanalyse thut sich ein gewisser Rank hervor ― oben in meiner Bücherstellage, die 3theilig ist, befinden sich u. a. Gedichte von Renk (verstorben,― und ohne Interesse für mich).) O. erscheint, sehr mild an mir vorbeigehend, von der Straße. „Ich geh jetzt in mein Zimmer“ (im Hotel).―

― Mit Heini Dornbach, Hütteldorf.―

Nm. Correcturen.

Julius und Helene zum Thee, fahren morgen Südtirol und Venedig.

Mit O. Oper Tosca (Baklanoff als Scarpia ― Mitterwurzer erinnernd), nachher mit Stephi und Mimi bei uns genachtmahlt.