Freitag, 19. April 1907

19/4 Vm. Tennis mit Speidel (Sturm).

Kopfweh; gute Aussprache mit O.

Nm. kam Lantz (der als Dramaturg des Kl. Theaters mitgekommen) hat sich ganz anständig entwickelt; spricht über die Planlosigkeit in der Leitung des Kl. Theaters, das ununterbrochene „Zu thun haben“ „Dort sein müssen und Nichts machen“. Über den Krach des literar. Dramas.―

Abends bei Mama, en fam.― Gisa sagte zu O. (wie diese mir im Nachhausfahren erzählte) wieder …dass man sich mit mir nicht aussprechen könne, man sehe doch, wie gedrückt und verstimmt ich wäre ― wenn man sich mit mir ausspräche ― könnte man mir z. B. den Rath geben … eine Anstellung anzunehmen … (Ahnungslos, dass die paar tausend Gulden, die ich höchstens durch eine Anstellung (in der ich nebstbei meinen lit. Namen durch Mangel des journ. Talents compromittiren würde) jährlich verdienen könnte, mir auch bei schlechtester Productionsart per Jahr sicher sind ― dass mir aber jede Chance des Mehrverdienens endgiltig zerstört würde.) ― Und meine Schwägerin Helene beim Nachtm.: …„Kann dir denn der Verleger keinen Vorschuss auf den Roman geben … ?“ (Sie glauben also wohl, dass ich schon total fertig bin …) „Aussprechen“ … Sie haben ja doch in der Tiefe ihrer Seele (selbst Julius) die dunkle Empfindung ― dass ich eine Art von Faulenzer bin ― und irgend was wehrt sich in ihnen gegen die Idee, d. h. sie haben Angst davor, dass ich ihnen zur Last fallen werde. Der Gedanke dass ich „Werke zu schaffen“ habe ― nicht mir ein fixes Einkommen zu sichern ― das spüren sie, wissen sie nicht ― trotzdem es ihnen ja kein Geheimnis ist, dass ich berühmt bin ― was für sie den Ausschlag geben sollte ― Und hier handelt es sich um im ganzen gute, kluge Menschen, die mich (nicht alle) lieben ― Der tiefe Einblick in mein Verhältnis zu den „Meinen“ erregte mich und erbitterte mich so sehr, dass ich vor Angst mitten in der Nacht in Thränen zu O. flüchtete.―