23/12 Nacht bei Dilly.― (Vorher mit Loris und Rich. soupirt.― Vorher bei S.’s.― Jenny. Else.―) Dilly nervös durch meine Kühle. Und nannte mich, wenn ich auf ihre gesprochnen und andern Zärtlichkeiten nicht reagirte, arrogant, Poseur, ev. auch Schuft.― Zehnmal ging ich, zehnmal rief sie mich zurück. Ich hatte auch eine dumme Angst, sie könne sich in ihrer Hystetie was anthun ― sehr dumm.― Endlich stürzte sie wieder auf mich mit großen Worten von Liebe u. s. w. und ich blieb bei ihr. Unter Zanken wurde es 2, dann 4. Ich war nervös. Draußen Nässe und Wind, und in mir, im Nachhausgehn ein Ekel vor ihr und vor mir selbst.
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Schriftsteller
geboren Elsa Singer
Schriftstellerin, Sprachlehrerin
Rufname Dilly
Schauspielerin
Herausgeber, Administrator
Pseudonym Loris
Pseudonym Theophil Morren
Schriftsteller
Theodor Herzl an Arthur Schnitzler, 23.12.1894
Quelle: Theodor Herzl: Briefe und autobiographische Notizen. 1866–1895. Bearbeitet von Johannes Wachten in Zusammenarbeit mit Chaya Harel, Daisy Tycho, Manfred Winkler. Berlin: Propyläen 1983. (Theodor Herzl: Briefe und Tagebücher. Hg. Alex Bein, Hermann Greive, Moshe Schaerf, Julius H. Schoeps. Erster Band)