Donnerstag, 13. April 1893

13/4 Nachmittag Gusti bei mir.― Da sehn wir plötzlich Mz. vor dem Fenster; streift hin und her, unruhig. Plötzlich läutet es.― Sie will wieder weg, Gusti ruft sie zurück. Ich blieb im andern Zimmer, Gusti, zwischen der Thüre stehend, führte die Verhandlung. Mz. schluchzte, bekam Weinkrämpfe; wollte nicht gehn.― Anfangs war ich sehr erregt, nach ein paar Minuten ganz ruhig. Ich ging ins Zimmer zu ihr, sie wandte mir nicht das Gesicht zu.― Ich: Wenn du mir was zu sagen hast, so bin ich bereit, noch einmal mit dir zu sprechen.― Sie wollte bleiben, ich ging aber ins Theater.― Abds. nach 10 wollte ich Gusti und sie treffen.- Die Scene als Erlebnis wirkte wenig auf mich, und als Scene war’s mir zu trivial.― Ich empfand keine Eifersucht, kein Mitleid, keinen Ekel;― das ganze war für mich etwas beinah fremdes, das mich durch seine Alltäglichkeit kalt liess.― Gusti war allein, als ich um 10 kam. Sie mußte Mz., die den Abd. vor meinem Relief auf den Knien gelegen war (was mich Narren wieder freute (Narr sag ich nur, um mich nicht zu stark zu blamiren)), in Weinkrämpfen, zu Bette bringen. Mz. hatte ihr gesagt: Wie er mir das entgegenschleuderte: Noch einmal kannst du mit mir sprechen!― Sie will morgen Abd. zu mir kommen.― Wozu?― R. hat einen Brief an Gusti geschrieben, er hat auf die Hostie geschworen sich zu rächen.― Eigentlich ist das Leben doch ungerecht. Ich gehe als der edle vertrauensvolle betrogne herum ― sie als die elende Verworfene, die ihren Fall mit dem „Lebensglück“ bezahlen muss ― während es ja ganz gut umgekehrt sein könnte, wenn zufällig ich nichts, und sie alles erfahren hätte.