Dienstag, 27. April 1886

27/4 Dinstag Nachmittag ―

Eine jener Stunden, wo der Gedanke an die „holdeste der Frouwen“ mich nichts zu Ende bringen, ja eigentlich nichts beginnen läßt ― Sollte mans für möglich halten ― Meine Sehnsucht ist noch ungeschwächt ― ja sie bekommt von Tag zu Tag einen schmerzlichern Grundton. Das furchtbare ist, wie jene Tage von Meran immer weiter weiterrücken ― o es ist eine Ewigkeit seitdem, die Farben verblassen, und mir ist ganz miserabel öde.

Hier nichts ― in Wien ― ich arbeite an meiner Novelle Menschenliebe weiter und gehe mit dem ausgesprochensten Widerwillen ins Spital. Eine mir bisher ganz fremde Sehnsucht nach Landleben, nach Herumstreifen im Grünen ist in unbeschreiblich hohem Maße in mir aufgetreten, so daß mir die Stadt zu Zeiten ganz antipathisch ist. In manchen Momenten habe ich so vage die Empfindung ― sie denkt eben an mich, und dann seh ich sie manchmal so deutlich vor mir ― Es ist wie ein halbes Leben ―

Nein, in der That! ich hätte es nie und nimmer möglich gehalten, daß ein Gefühl von solcher Stärke je noch in mein Herz Einzug halten könnte ―

Mai