Freitag, 16. April 1886

16/4 heute Abend nicht Clavier ― mir ist da, als wenn Sie zu mir sprächen ― Sie verstehen, was ich meine ―

Dann kamen wir nach Hause; nach der Table d’hôte saß die Familie S., Herr B., Olga und ich noch längre Zeit im Speisezimmer. Endlich nahm man Abschied ― alle waren hinausgegangen, die junge Frau ich blieben als die letzten zurück ― Ich trat auf sie zu, küsste ihr die Hand. Plötzlich lagen wir Brust an Brust, ich schlang meinen Arm um sie und küsste sie. Wortlos schieden wir.

Am Morgen drauf, ― natürlich kalter Wind und gepeitschter Regen (die Natur liebt solche Schablonen) ― am Morgen drauf, als ich das letzte Mal das Hotel verliess, als ich zum Bahnhof ging, trat sie auf den Balkon heraus und winkte mir zu ― Ihr Gesicht hatte einen unsagbar traurigen Ausdruck ―

Ich stürzte fort, im Wartesaal lag ich auf einem Fauteuil und verbarg mein Gesicht in den Händen wie der nächstbeste fade unglückselige Novellenheld.

Das Erleben ist freilich etwas weniger trivial, als die Worte, mit denen mans dann erzählt.

1886-04-16