Dienstag, 14. Juli 1885

14/7 Reichenau. Dinstag Nachmittag ―

Inmitten einer reizenden Landschaft verbring ich hier meine Zeit. Seit Sonntag den 5. d. bin ich en fam. hier. Zwei Tage nachdem ich angekommen war ― diagnosticirte ich eine Cystitis an mir. Wohl bin ich heute bereits wohler; doch noch immer bedeutender Schonung bedürftig, und durch das Bewußtsein, seit meiner Promotion noch keinen Tag gesund gewesen zu sein, in recht deprimirter Stimmung. Gehn darf ich nur sehr wenig; so bleibt mir nur das Kartenspielen, Lesen und Plaudern. Zum Schreiben, auf das ich mich in der letzten Zeit vor meinem Doktorat so sehr freute, bin ich natürlich unter sothanen Umständen wenig aufgelegt. Eine geschiedne Frau Betty M. zählt zu meinen hiesigen neuen Bekanntschaften; mit ihr plauderts sich angenehm, und sie ist so sympathisch, wie ihr Bruder zuwider.