Freitag, 24. Juli 1885

24/7 Freitag spät Abd.―

Ich lebe hier Qualen durch, wie ich sie schon überstanden zu haben glaubte. Ich dachte mein Herz gestählt genug… es scheint ich habe mich bitter getäuscht. Nichts weiter davon.― Am Ende ist das auch alles Neurasthenie ― aber man muss meine momentane körperliche Situation auch zu allem in Beziehung bringen, um eine Ahnung haben zu können von dem Zustand, in dem ich mich jetzt befinde.― Wenn ich die Fülle all der deprimirenden Eindrücke auf mich wirken lasse, denen ich ausgesetzt bin, muss ich mich nur verwundern, daß ich immer mehr das Gefühl einer maßlosen Bitterkeit, die sich freilich manchmal zu einer stillen oder auch lauten Wut steigert, als das der Verzweiflung habe. Ich weiß… es wird vorübergehn. Es ist klar, daß ich gerade in dem Falle, den ich hier andeute, die Rolle nicht spielen kann, der ich sonst wohl gewachsen wäre, und niedergedrückt wie ich bin, auch geistig den Mann nicht stellen kann, der doch vielleicht in mir steckt. Ich weiß keinen bessern Ausdruck zu finden als den: daß ich mich gepresst fühle. Ich kann nicht heraus aus mir. Natürlich verschlimmert eines das andre.― Alles gesteh ich mir zu… ich bin erregt, nervös, abgespannt manchmal ― schließlich eifersüchtig wie ein Narr ― das Resultat aus dem allen will ich mir nicht gestehn, weil ich mir selbst zu lächerlich vorkäme. Ich suche mich ab und zu so damit abzufinden, daß ich alles als mit kranker Lebhaftigkeit empfundnen Einfluss grenzenloser Contraste ansehe.―

Wenn ich nur Momente hätte, wo ich ganz über mir stehen könnte ― Momente des Schaffens, wie sie mir früher gegeben waren;― ich schrieb zwar wieder ― Viertelstunden lang sogar frei und los von der Welt ganz in meinen Regionen ― aber die Wirklichkeit kränkelt mich gleich wieder an, ich kann sozusagen die Thüren nicht recht äbschliesen, es dringt immer das Getöse herein von draußen, ich bin nicht ungestört, ich höre alles zu fein…

Eigentlich sollt, ich fort von hier. Wenn ich wieder gesund bin, will ich auch reisen.

August

Chronik:

Reise.