Montag, 15. Mai 1882

15/5 Montag Abend.― Zwanzigster Geburtstag.― Geld, Tabak, Cigarren (von nichts zu viel).― Abends im Volkg.Ida, Fany, Fännchen. Der letztern, die ja mit mir zugleich heute den zwanzigsten Geburtstag feiert, hatte ich am Morgen ein Bouquet aus zwanzig Rosen gesandt.―

Sonderbarer Weise wurde gerade heute das Gespräch zwischen uns in ziemlich unerquicklicher Weise geführt ― und wir schieden verstimmt auseinander. Auch Fany M. war mißgelaunt ― aber doch was sie immer ist. Fännchen kann mich mehr reizen, befriedigen könnte mich nur ein Wesen wie Fany M. ― Natürlich kam ich an den letzten Abenden mit beiden ab und zu zusammen ― es gab nichts neues ― Fännchen war zärtlich, Fany der Engel wie stets.― „Sie sind meine einzige Freundin“ sagt, ich ihr neulich, als ich oben war ― wenn ich irr werde an mir (was so häufig vorkommt), komm, ich zu Ihnen ― es ist manchmal, als käm ich her, um mich bei Ihnen nach meinem Befinden zu erkundigen ―

― O könnt, ich das Wesen des Mädchens nur einmal sozusagen mit drei Strichen in diese Blätter aufzeichnen ― ich nehme mir gewöhnlich vor, gar nichts über sie zu schreiben ― und wenn ich anfange (was doch regelmäßig geschieht) sag’ ich nie genug, obwohl der Worte immer zu viel sind. Es versagt mir sozusagen die Fülle des Ausdrucks wenn ich von ihr rede.―

1882-05-15