Sonntag, 8. März 1931

8/3 S.― Träume, wieder einmal mit besondrer Deutlichkeit. In einem Saal;― auf zwei Clavieren spielen Richard Strauss und Richard Wagner (dieser unpraecis),― phantasiren eigentlich (etwa wie ich öfters mit Heini Mahler-Symph. improvisirt habe),― ich betheilige mich, auf einem der Claviere, mit einem Finger spielend, nicht immer richtig;― Heini ist da und sagt mir etwa: Du bist musikalisch, aber du spielst falsch;― ich höre auf;― dann spielt plötzlich Heini ― am gleichen Clavier wie Strauss, anders gestellt, so dass Str. eigentlich auf dem Deckel spielen müßte (was mir weiter nicht auffällt). Dann (ohne dass ich Applaus höre) dankt Strauss für den Beifall, der eigentlich Heini gilt und applaudirt selbst. (Deutung: Brief Heinis und Olgas über seine Mitwirkung Agamemnon;― sein ev. Gastspiel bei Beer etc.;― die Verträge Strauss Hofmannsthal, die Gerty mir übersandte.) ― Dann in eine Hall,― ich Smoking, oder auch Bahnhof,― eine Art Diener (des Hotels), oder Beamter begleitet mich mit einer kleinen Laterne, auf den Perron, der ungefähr Zürich heißt, aber eine Station der Untergrundbahn Berlin ist;― dann wieder Hotel, ich auf einem Gang, soll zum Essen, es ist der erste Stock,― unerfreuliche Stiegen (Deutung: Neulich im Concerthaus, wo mir die nicht ganz geschickte Architektonik der Seitenstiegen auffiel), da ruft einer hinter mir ― es ist mein (vor ein paar Jahren verstorbner) Vetter Gustav Frid;― eine andre Stiege; er springt, ein Geländer unterspringend hinab, in einen Hof;― das ist nichts für mich;― wieder hinauf,― das ganze wie ein complicirter Bahnhof,― Lastenraum;― Halle ― die eigentlich eine Ausstellung ist, wie in Rotunde,― ich kaufe mir einen kleinen Schinken, gehe mit dem herum, schäle die Haut ab, beginne zu essen;― ein uneleganter großer Mensch mit schwarzem Vollbart,― Besucher oder Arbeiter wischt irgend einen Besen oder dgl. unbekümmert an meinem eleganten Anzug am Rücken und an den Beinen ab, ich wüthend haue ihm mit dem Schinken über den Schädel, ― er wird sich rächen, weiss ich;― und schon (ohne besondres Aufsehn ringsum) kauere ich auf dem Boden; er hat eine Spritze mit Benzin oder dgl. gefüllt, und, während ich mein Gesicht verhülle, ruinirt er mir mich von allen Seiten anspritzend, meinen Anzug, ich überlege, dass ich noch 2 andre (im Koffer) mithab, und denke zugleich, dass all das zu unsinnig und doch wie ein Traum sein kann, worauf ich erwache.―

Früh mit O. telefonirt. (Berlin.)

C. P. abgeholt, mit ihr Wiedner Spital; ihr Sohn noch immer Fieber (nach Furunkel und metastat. Abscess, von Jul. operirt);― Magda;― Julius kam auch; mit ihm fort; er findet diese Sachen „unheimlich“ …

― Zu Tisch Dr. Metz und Frau bei mir; raten mir wieder dringend zu Amerika, soll, vor Vorlesungen bei ihnen auf dem Land wohnen;― prophezein mir großen persönlichen Erfolg.― Er erzählt von seiner gefährlichen Ausreise Frankreich, zu Beginn des Kriegs.― ―

Suz. war nach J. gefahren, um eine Ehekrise im Haus R. zu mildern, an der auch ihr Gatte betheiligt scheint ―

Mit C. P. ins Lustspielth.;― ein Kinostück „Ihre Majestät die Liebe“, dann mit ihr Eisvogel genachtm.―

1931-03-08