Dienstag, 5. Februar 1929

5/2 Vm. Besorgungen.― Bei Hofrätin Eisenmenger. Amer. Angelegenheiten.― Der Hofrath selbst erzählt mir, dass er seine Erinnerungen an Franz Ferdinand schreibt.―

Nm. am Spiel der „Sommerl.“.―

Z. N. bei mir Hofr. Pollak und Kolap; Egon und Emmy Wellesz, Jacob und Martha Wassermann.― Mir passirte die Gaffe, dass ich, in einem Gespräch über die Revue „Es liegt in der Luft“ (die neulich hier gastirt) zu Martha W. sagte: „Der Karlweis ist ein banaler Junge …“ ― er ist ihr Bruder, was ich ganz vergessen hatte. Die andern hörtens nicht, außer Emmy W., die mir ein natürlich verspätetes Zeichen machte. Jacob interpellirte ich ― anfangs scherzhaft über seine überall gedruckte Verlagsreclame für Ernst Lothars Roman „Hellseher“ (den ich eben mit Mißvergnügen lese) … „Ein großer Zeitroman, gleicherweise durch Fabel Gestalt und Stilgebung ausgezeichnet“ ― er gestand naiv zu ― dass er den Roman gar nicht gelesen ― dass ihn Ernst Lothar (Mittagessen bei ihm) ― darum ersucht ― und schon die Reclame selbst aufgesetzt hatte!― Er, W., sei eben vor seiner aegypt. Reise gewesen,― und Lothar sei von Ehrgeiz verzehrt … u. s. w.― Ich hielt mit meiner Meinung nicht zurück. Dazu noch, dass Lothar in seinen Feuilletons (und Jacob bei jeder oeffentlichen Gelegenheit) ethisch nicht genug hohe Ansprüche zu stellen pflegt! … Und Jacob hätte sich nie dazu verstanden, wenn er nicht seinerseits Lothar für allerlei gedruckten Enthusiasmus sich verpflichtet fühlte!― Die Gegenseitigkeitscorruption wahrhaft kläglich!―

― Über Vickis vortreffliches Feuilleton zu neuer Musik wurde viel gesprochen, Wellesz,― parteihaft nicht unvoreingenommen,― hatte soweit nichts dagegen: nur gerade in wieder ihrerseits parteihafte N. Fr. Pr. hätte es nicht kommen dürfen ― u. s. w.― So wird jede Wahrhaftigkeit durch Politik und Journalismus mißdeutet ― und mißverstanden!―