Dienstag, 15. Mai 1928

15/5 Dinstag. Mein 66. Geburtstag.― Von O., Heini, Lili Blumen. O. sandte überdies Licht’s Sittengeschichte Griechenlands, Heini Gregorovius: Athen und Athenais und Bachofen: Griech. Reise; von Frau v. Klimbacher ein seidenes Taschentuch und Gorki Erinnerungen.― Später Blumen von Ama, von Frau Peritz-Boss aus Breslau.― Von den Geschwistern allerlei eß- und trinkbares.

Um 11 kam C. P., brachte ein Tischrund (beweglich);―

Autofahrt mit ihr über NeuwaldeggPreßbaumHochroterd, ― Heiligenkreuz (Hof und Kirche),― Brühl, aßen Hotel Hajek auf der Terrasse (außer uns 2, 3 Leute).―

Kurzer Spaziergang Königswiese; Erinnerungen beiderseits. Zurück; um 4 daheim. Las Zeitungen u. dgl.― Telegramm Moskau ― man erbittet Intervention für Bela Kun, Lukacs, Lippay (die in Wien verhaftet sind und denen bei Auslieferung nach Ungarn angeblich Todesstrafe droht).― (Kun „politischer“ Massenmörder.) ― Paul Wertheimer telef. über „Therese“.― Brief aus London wegen Therese-Übersetzung.―

Schöner, etwas kühler Frühlingstag. In meinem Garten Fliederpracht.― Ich notire dies und wehre melancholische Gedanken ab.

Hole C. P. ab („der junge Aar“, mit der Kallina, den ich sehen wollte, war abgesagt) ― Kino Busch im Prater, woselbst einige amerik. Possen und ein Film der chinesische Papagei (von besondrer Albernheit) herabgehetzt wurden. Dann (½11) ins Rest. Prochaska im Prater; wegen Kühle im geschlossenen Raum. Ziemlich leer; das verdächtige Homosex. Paar am Nebentisch.― Das Publicum im Prater (Wurstlprater), die zahlreiche Halbwüchsigkeit und die Zunahme eines unappetitlichen Verbrechertypus ―

― Daheim las ich Paléologue und den Roman der Fr. Gosewisch weiter.