Mittwoch, 26. Oktober 1927

26/10 Vm. (bei Friseur Manicure) Ferry K.;― der mir einen Brief aus Lemberg von der Tochter des Panje zeigt, dem man endlich den Tod V. L.s (Ferrys Schwester) mitgetheilt. Ihn hatte mir V. immer als den Typus des „Gläubigen“ (er ist Arzt) geschildert;― auch in seinem Unglück (Schlaganfall, Sprache verloren) hat er den „Glauben“ nicht verloren ― ; als er von V.s Tod erfuhr ― liess er alle Heiligenbilder etc. wegräumen. Unfassbar, dass auch die klügsten Menschen wenn sie „fromm“ sind ― erst selbst ein Unglück erfahren müssen, um den „Glauben“ zu verlieren. War ihre „Frömmigkeit“ nicht eher Größenwahn.

― Mit C. P. Secession. Englische Ausstellung;― auf dem Rückweg Raoul Auernheimer und Ella Frankfurter.―

― Später Marr (Natur, Herbstschönheit, Kaiser Karls Geisel).

― Nm. Richard, wegen eines [weitern] Briefes an FischerFranzi Stern (von Heini, mit dem er in Berlin zusammen war) (über Amerika, wo er Jahre lang war;― geschäftliches (theor.)).

― Am „Sekundanten“ weiter. Kaum möglich ― ewige Unruhe und Dissolutheit.

Von O. einen gutgestimmten Brief aus Berlin.

Z. N. Hans Brahm. Denkt lebhaft Bth. zu verlassen (künstlerisch aussichtslos ― nur mehr materielle Interessen der Theater) nach Berlin zu gehn (wohl vorzugsweise wegen Frau Th.) dann allerlei über Production etc.; über seinen Freund Strnad u. s. w.―