Donnerstag, 22. September 1927

22/9 Vm. dictirt aphor., Briefe etc.―

― Zu Tisch O.;― in übelster Laune;― wieder von dem kleinen Zimmer ― in der Pension, mit spitzester Deutlichkeit ― „gegen die Natur“ ― ― Thränen,― eigentlich der „Wuth“ im Aug.― Wir richten kaum das Wort aneinander;― ihre Empfindung natürlich ― dass es nur wegen C. P. so ist ― und der Einsicht verschlossen, dass ein Zusammenleben ausgeschlossen (― und ihrer Art nach mit jedem Tag unmöglicher wird).

― Eine Aussprache mit all ihren Folgen wird sich nicht vermeiden lassen;― es ist eine Stimmung wie in den Ehejahren.

― Schon um 5 Begegnung zu Hause;― ich habe einen andern Ton gegen sie ― sei verändert ― ; schon gestern ― dass ich Nm. mit ihr abgerechnet,― finanziell („ich that es doch auch mit Lili ― es ist doch mehr als selbstverständlich ―“) ― und ich habe ihr die Romancorrecturen nicht mitgegeben („sie liegen bereit ― es widerstrebt mir natürlich ― nach deinem Verhalten bei Tisch ―“) ― und ich sei unverläßlich (da ich ja mit C. P. wieder gut zu stehen scheine) ― und es gehe ihr finanziell so schlecht, sie habe Geld auf ihre Papiere geliehen („ich auch ― und habe mehr Sorgen“) ― und sie hätte so dringend eine Erholung gebraucht ― ich habe Lili auf den Lido geladen ― und andre auch auf eine Reise;― und sie nicht ― (! ― „du warst ja am Karersee wochenlang!“) und ich hätte vom Karersee nicht weg dürfen … und ihre Heimatlosigkeit,― und sie halte es nicht mehr aus ― jetzt dieses Loch in der Pension ― sie wolle endlich in ihren Möbeln wohnen u. s. w. Kurz sie nahm es mir im tiefsten übel, dass ich ihr nicht einfach sage: Wohn bei mir u. s. w. ― und alle Schuld war bei mir. Dann von ihren Plänen;― das Compagniegeschäft mit Frau Schn.;― sie soll die Sachen nach Berlin bringen,― sie wird 1-2mal wöchentlich hin und her fahren ― und will hier ein pied-à-terre haben.― Obwohl es dann verhältnismäßig ruhig weiterging;― es war im tiefsten unerfreulich … Und wie ich vorausgesehn;― es kann immer nur schlimmer werden. Dabei spür ich eine letzte Vorsicht,― um sichs doch nicht ganz mit mir zu verderben;― und diese abgrundtiefe Einsichtslosigkeit (aus Bequemlichkeit) ― und dabei thut sie mir so leid. Aber wie das weiter zu ertragen sein wird?― (Wie oft steht das seit 6 ― oder 8 oder 10 Jahren in diesen Blättern.) Solang sie hier ist ― gibts keine Ruhe. (Dabei sagte sie zu Dora: nur damit wär für mich eine ruhige Existenz u. s. w. gesichert ― wenn sie wieder zu mir zurückkäme! Wie anders wär alles ― wenn ich nur 3 Zimmer mit Küche in einem Zinshaus hätte.)

― Ging allein ins Kino („Brennende Grenzen“).

Begann 1920 zu lesen.

1927-09-22