Samstag, 19. März 1927

19/3 Dictirt: Landsknecht; Briefe, Therese (einzelne Blätter mit zu viel Correcturen).

Kolap berichtet von Auernheimer, der sich gekränkt über mich äußert: er sei weiter mein Verehrer etc.;― aber nun sei er auch um 50;― man höre auf „Jünger“ zu sein;― wenn einem Gefühl (oder dgl.) so wenig erwidert werde, werde man müd; immer melde er sich; nie riefe ich ihn u. s. w. u. s. w. Im wesentlichen stimmt es;― aber auch hier zeigt es sich ― das Gefühl ist zuerst da,― und das Motiv findet sich im Bedarfsfall rasch. Vor allem hat ihn das Diagr. verletzt ― theilweise weil er es richtig, theilweise weil er es falsch aufgefasst. Dass ich ihn in der letzten Zeit nicht zurückgeladen (nachdem ich bei ihm mit Tristan Bernard und mit Claude Farrère zusammen war), nimmt er mir gesellschaftlich mit Recht übel;― aber das „Hausführen“ ohne Hausfrau macht mir nun einmal wenig Spass. Dass ich für meine „Freunde“ (ach Gott!) so wenig zu haben ― ist begründet durch die vielfachen rein persönlichen Abhaltungen ― da ich mir gelegentlich doch einen Abend gern ganz frei halte, wird es schwer Raum zu schaffen. Und ― im übrigen (was auf A. am wenigsten zutrifft) ― sie sehn den Splitter … etc.― (Wofür Richards Verhalten mehr als charakteristisch.) Mein Egoismus ist vielleicht nur aufrichtiger als der der andern; und die Entfremdungen und Mißbilligungen sind von der andern Seite mehr gewünscht als von mir verschuldet.

Im Lauf des Vorm. war O. da; immer sehr beflissen, fast zärtlich.―

Nm. kam R. L.― Behandlung.― V. L. erschien, mit beiden Thee;― dann blieb V. L.;― Manuscripte, las etliche Sprüche u. dgl.; sie zeigte viel Geschmack und Urtheil.― Neulich war O. auf einer kleinen Soirée bei ihnen und wirkte sehr.―

Ich las dann eine Novelle „Mord“, die C. P. in den letzten Tagen geschrieben,― in der sie ihren Hass auf V. L. abzureagiren versucht,― und die daher so ziemlich das beste und echteste geworden, was sie bisher geschrieben … Ich telef. dann mit ihr darüber.― ― Gewiss: ― ich begehe an ihr allerlei Unrecht;― aber das Bedauern darüber bezieht sich keineswegs auf das „moralische“ der Angelegenheit: ― hätt ich nicht manche Unbequemlichkeit und thät’ es mir nicht leid, dass sie leidet (wenn auch oft nur aus Eitelkeit);― und hätt ich nur mehr Zeit;― so wär ich mit meinem „Wandel“ ganz einverstanden.―

Las ein phil. Mscrpt. von Dr. Rosenfeld, und ein Buch von Reik „Wie man Psychologe wird“ …