Dienstag, 24. November 1925

24/11 Traum: Ich bin zu Hause, erwarte 1, 2 Gäste;― andre Räume eigentlich,― es kommt noch ein Ungeladener (wer), dann Stefan Zweig, sehr lebhaft, mit Überzieher;― auch nicht geladen,― und so immer mehr, unklar, was für Leute ― ; nur ein Herr mit schwarzem Vollbart bleibt mir im Gedächtnis. Ich denke: woher all diese Ungeladenen?― Sollte Olga ohne mein Wissen ― ? ― ich gehe in den Sälen herum ― bedenke ärgerlich, dass kein Essen;― ziehe mich aus der Gesellschaft in ein Nebenzimmer zurück, mit Frl. So. ― (doch es ist Frau Rung im Aussehen);― Zusammensein ― doch ohne eigentlich erotische Betonung;― Leute an der Thür, ich verstecke mich unter dem Sessel neben dem Bett;― Leute herein (wer? ― physiognomielose Comparserie),― erfreut über die Entdeckung, gratulirend, ungefähr Montmartre und Bohème Stimmung. Ich wieder in den gefüllten Sälen. Lili fehlt mir. Wo ist sie? Gehe durch einen Saal, wo auf weißen Porzellanschüsseln ärmliches Geflügel; einige essen, aber man (wer?) ironisirt.― Ah, Lili wird oben sein, wo doch auch getanzt wird ― (es ist ein großes oeffentliches Gebäude);― ich trage zwei Paar Stutzen und Strumpfbänder in der Hand, die ich nicht zu verlieren trachte;― eine unhübsche Dame in Ballkleid hält mich auf, nachdem ich unvorsichtigerweise sie unzüchtig berührt ― es ist ungefähr „Wespe“,― (eine Dame, die ich vor 30 Jahren auf einer Redoute kennen gelernt und die Tags darauf bei mir war, die ich wegschickte und die mir sagte: „Das ist eine Unverschämtheit“),― sie folgt mir, ich schleudere sie fort,― sie fällt in einer Art Vorsaal hin, wie todt; ich weiss sie verstellt sich, von der Stiege aus seh ich, wie sich die Sache weiter entwickelt ― auch herzueilende merken, sie spielt Komoedie;― ich hinauf ― Musik;― ein Gang mit vielen Thüren; eine offen ― ein langer Mensch als Hellebardier costumirt,― es ist der Tanzlehrer; Knaben auch costumirt, wenige ― nein Lili ist nicht hier;― die Tanzschule heißt „Harn“ ― ein Knabe zeigt mir auf meine Bitte den Weg zur Hauptstiege; es ist die Akademie der bildenden Künste,― große Feststiege (anders als die wirkliche);― Leute auf den Treppen (Fest),― in einem parketirten Saal eine Dame, Baronin auf mich zu, erfreut mich zu sehen, will mich ihrem Sohn vorstellen, so sitz ich zu meinem Aerger mit diesen zweien (mir unbekannten) und noch einem Paar (?) an einem Tisch, erhebe mich aber gleich, will nach Hause, ganz in der Nähe, Kärntnerring (wo ich vor mehr als 30 Jahren gewohnt),― muss nur im 3. Stock etwas holen;― also rasch hinab, trete aus dem Gebäude, großer Platz, 2 Uhr Nacht, Schneefall, bin in Smoking, muss laufen, um mich nicht zu verkühlen,― ein unhübsches Dirnchen hält mich auf (die Stutzen hab ich verloren) ― ich will sie abwehren,― sie immer zudringlicher, also ich soll ihr wenigstens Geld leihn,― ich suche, von ihrer Umklammerung behindert, nach meiner Geldbörse, sie zischelt mir ins Ohr „Feigling“ ― und dann (oder vorher?) sei vorsichtig ― (als könnt es mir schaden, mit ihr gesehn zu werden),― ich erwache. (Am stärksten spielen Motive der Traumnovelle hinein; ferner die Tanzstunden Lili’s;― dann meine Empfindungen während V. L.s gestrigen Berichts;― mein Gespräch über Frl. S. mit O.; ihre Vertheidigung durch mich;― der Hellebardier ist aus einer gestrichnen (?) Stelle des „Weiher“;― die Akademie der bildenden Künste bezieht sich auf Molls Bilder (von denen O. sprach) ―) Später träumt ich auch von Bildern, die Moll mir zeigte, besonders eines (Landschaft) das er über ― 20 Mal übermalt (wie er mir im Traum sagte) ― ― Während ich mit der Baronin etc. am Tische sass, wieder das peinliche Gefühl im Mund, als bildeten sich Concremente ― und sofort mein Gedanke. Also es ist doch kein Traum;― ich wachte mit trocknem Mund auf.―

Vm. bei B. B., im „Hammerand“ ―

Bei Hajeks zu Tisch. Gab ihm (zum 64. Geburtstag) Tschechow zum Geschenk. Er mir die neue Auflage seines Nebenhöhlen Buchs.―

Nm. an „Therese“.―

Mit C. P. Kino (Seefahrer (Buster Keaton)); bei „Pohl“ genachtm.