Samstag, 21. November 1925

21/11 Dictirt Briefe etc.―

Nm. O.;― wir waren schon tel. schlecht gestanden, da sie erbittert, dass ich heute Abend zu L.s.― Sie kam zu mir ins Zimmer;― empört, dass ich V. L. mein Herz ausschütte; daß sie selbst (V. L.) sagte, sie sei mein Beichtvater.― Empört, dass ich angeblich zu F. S. gesagt; „es falle mir nicht ein, wieder mit ihr zu leben“;― u. s. w.;― kurz ― immer der Standpunkt,― keines ihrer Rechte, keine meiner Pflichten sei durch unsre Scheidung erloschen. Ich erwiderte erbittert;― nach ½ Stunde kommt sie wieder herein; ganz „verändert“ fällt mir um den Hals; sie liebe mich, sei eifersüchtig;― will von C. P. nähres wissen; ich weigere mich ― sie habe ja eine Bemerkung über C. P. (dass ich sie in Bozen treffen werde) für taktlos gehalten;― dann wieder V. L. u. s. f.― Frau M. kam; wir alle ins Kino (freudlose Gasse) ―

― Nachtmahl bei uns zu Haus. Nachdem sie im Kino, auf der Straße von mehr als freundschaftlicher Zärtlichkeit gewesen,― nach dem Nachtm. „Mußt du noch nicht gehn … etc…“ Und dann, unbeherrscht vor beiden M.s ― es sei ein unerhörter „Egoismus“ von V. L., dass sie mich in der kalten Winternacht noch hinein lootse;― für sie (O.) hätt ich so etwas nie gethan … etc… ― Ich erwidre mit Mäßigung;― begleite M.s mit ihr zu ihrem Thor; sie ist in Thränen, weiss nicht, ob sie morgen Mittags kommen kann … u. s. w. All dies hat seine Wurzel in ihrer völlig pathol. Überheblichkeit ― die sich nicht darein finden kann, dass es so geworden,― wie sie selbst es einmal gewollt.―

Zu L.s. Kleine Gesellschaft. Fr. Ulanowsky sang. Errathenspiel. Dass ich hineinfuhr, war thatsächlich eine Gefälligkeit für V. L.;― um ihres Bruders willen.

― Las Klaus Manns Roman „der fromme Tanz“ (Thomas Manns 18j. Sohn). Fast nur widerwärtig. Talent kaum zu spüren.