Mittwoch, 30. September 1925

30/9 Tel. von O., verschiebt Herreise;― an Kolap, sie werde bei Alma wohnen. (Nachdem das Pens. Zimmer fix bestellt.) Ärger nicht sosehr darüber als über alles, was ich herausfühle.―

Briefe (an Heini, O.).

Frau Heims (Reinhardt) kam;― will die Aurelie spielen. Von ihrem Prozess mit R., der jetzt im Gang (und in dem sich R., offenbar unter dem Einfluss seines Bruders und Helene Th. nicht gut benimmt). Ihr „Begreifen“ der „Aurelie“, gerade jetzt;― u. s. w.―

Nebelwetter wie im November.

Üble Stimmung; unzufrieden besonders mit mir selbst; jedes einzelne menschliche Verhältnis fragwürdig.― Frage mich plötzlich, ob nicht doch thöricht dass ich O. nicht in mein Haus lade ― dann weiss ich doch wieder, wie wenig sich das im vorigen Jahr bewährt;― dann wieder sag ich mir: daß sie doch die ganze Zeit hier sein wird und aus dem Wohnen bei Alma nur neue Unbequemlichkeiten resultiren werden ― dann ― dass es doch ein gefährliches Praejudiz wäre ― dass die Unruhe im Hause sich wieder steigern werde ― endlich empfind ich es doch wieder grotesk ― dass der ganze Sinn unsrer Scheidung nichts andres gewesen sein sollte als eine ungeheure Steigerung meiner Lebenskosten; ein ― Fortdauern,― eine Erhöhung meiner Verantwortlichkeiten ― und völlige Freiheit für sie;― und noch grotesker, sie in meinem Hause zu haben, wenn auch nur für Wochen, für die ich grausam unmenschlich bin ― Und in mir ist,― außer der chronischen Erbitterung doch auch Mitleid ― und Sehnsucht.―

― Nm. allerlei Verbesserung am Weiher (Beginn des zweiten Aktes).―

Abd. C. P. vor der Pens. abgeholt, mit ihr Kino (Zarin) und bei Pohl genachtm.― Wo eine Beziehung in der Tiefe nicht wahr ist,― thut man in allen Dingen unrecht, wie immer man sich beträgt. Auch hier mein (oder einer meiner) Grundfehler Egoismus bis zur Härte, und Mitleid in Ambivalenz.―