3/3 Seit vielen Tagen kein directer Brief von O. Sie ist noch in Campfèr; mein letzter Brief, in dem ich andeutete, dass die jetzige Existenz mit Reise Italien doch nur Provisorium bleiben und sie nach B.-B. werde zurückmüssen;― und ihr nicht carte blanche für unbegrenzte Ausgaben ertheilt; immerhin wieder ihren Steuerrückstand sofort bezahlt;― hat sie gegen mich verstimmt; sie reagirt es ab, indem sie nun über die Gesellschaft, die Lili nächstens gibt, ungehalten ist u. s. w.― Sie verkehrt mit Fischers, will mit ihnen, und Frau Pietrkowski nach Rapallo ― wo auch Hauptmann;― und heut erhalt ich (in einem Brief O.s an Lili eingeschlossen) einen Brief Unruhs, ich solle zu ihm nach Portofino (ganz nahe) kommen.― Die Lebensführung O.’s wäre noch hinzunehmen ― da es am Ende egal, wo sie lebt und die Preise nicht sehr differiren ― wenn natürlich auch das Reisen an sich ein theurer Spass; und die Art zu ihrem Ausruf von 1920 (lieber in einer Mansarde mit einem Butterbrod) nicht ganz stimmt;― ärgerlich ist nur ihre (natürlich nicht ausgesprochene) Erbitterung gegen mich über das, was sie wahrscheinlich ― als Abhängigkeit empfindet.― Dabei lebt sie nach wie vor in der stolzen Überzeugung,― „sich auf eigne Füße gestellt zu haben“ ―
Vm. Otto Zoff (wegen des Artikels von Benvenisti über mich, wogegen ich einiges zu erinnern habe).
Dictirt Briefe, Weiher, Therese.―
Kalbeck telef. dringend, dass ich der Première beiwohne. Ich lehne ab.
Am „Weiher“.―
Mit H. K. (während Anatol-Pr.) im Kino (Bacchantin).―
C. P. telef. vom Erfolg in der Josefstadt; durch Loge Richard und Paula getrennt von ihr V. L.; die sie ― an der Aehnlichkeit mit O.! erkannte.―
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Quelle: »A. ist manchmal wie ein kleines Kind«. Clara Katharina Pollaczek und Arthur Schnitzler gehen ins Kino. Herausgegeben von Stephan Kurz und Michael Rohrwasser unter Mitarbeit von Daniel Schopper. Wien, Köln, Weimar: Böhlau Verlag 2012.