Sonntag, 29. Juni 1924

29/6 B.-B.― Traum: von einer Versteigerung, die in unsrer Wohnung, Burgring! stattfindet; in jedem Zimmer Leute (vage Erinnerung Buddenbrooks) ― im Salon an der Wand Herren in Schwarz; ein wohlbeleibter Herr (etwa Liliencron ähnlich) mit einem Pianino beschäftigt ― über die Tasten rutschend, kauft es wohl?,― erklärt mir etwas.―

Bei O.― Über Lili zuerst, Erwägung des Engadiner Instituts Fetan.― Eine Scene resultirt rasch, indem ich alles was ich auf dem Herzen ausspreche; insbesondre ausgehend von jener Stelle im Brief an Alma „Ich will mit einem Menschen nichts zu schaffen haben, der unter Conventionen zusammenbricht“ ― sie ist empört, dass ich von dem Brief weiss;― ihre Ungerechtigkeiten, ihre Einsichtslosigkeit; ich beschimpfe sie; Thränen;― beiderseits; ihr Moment der Einsicht.― Dann wieder Erbitterung dass Fraun in meiner Existenz; und Mittheilung ihrerseits, dass ein Bewerber da sei;― ich sage ihr, dass sie volles Recht habe, über ihre Hand wie über ihr Herz zu verfügen.―

Nach Tisch erzähl ich ihr genau die Zopfgeschichte (die man ihr von Wien aus geschrieben). Über Lilis Wesen; die behauptet, ihre erotische Anlage stamme von mir, woraus mir O. gern einen Vorwurf machen würde.―

Zu Hause Doppelnov. durchgesehn. Am letzten Drittel viel zu machen.―

Zu O.― Sie und Lili lesen die Correcturbogen des „Verführer“ ― O. ist verweint.―

Etwas unvermittelt spricht sie wieder von jenem Bewerber „Es will schon was heißen, daß heute jemand eine Frau auch ohne Geld nehmen will“. Ich bemerke, dass so etwas schon vorgekommen;― übrigens würde ich ihre Rente natürlich auch nach ev. Heirat weiter auszahlen.― ― Sie ist immer verweint; und tief gereizt wegen C. P., auch H. K.; erklärt dass Lili beide nicht leiden könne.―

― Ich plaudere mit Lili über Besetzung „Verf.“ ―

Spaziergang Maria Halden.― Nachtm. auf der Terrasse;― Feuerwerk.―