Montag, 7. Jänner 1924

7/1 Brief von O., der mich ärgerlich erregte; wegen unverständiger Bemerkungen über meine allzustarke Verausgabung an meine geschäftl.-literar. Correspondenzen;― und über Lili; die durchaus darauf abzielen, daß sie sie in B.-B. haben will.―

Dictirt Briefe und Verf.

Nm. wollte Lili mir etwas sagen;― ich glaubte, sie wolle mir die Zopfgeschichte aufklären;― nein, es stellte sich heraus, daß sie selbst das anonym gekommene Kleid gekauft,― und Olga gebeten hatte, den Kauf auf ihre Kappe zu nehmen. O. hatte gewünscht, daß mir das „um mich nicht aufzuregen“ verborgen bleibe;― Heini aber hatte Lili veranlasst, mirs zu gestehen. Heini kam dazu;― wir hatten zu dritt eine lange Auseinandersetzung. Lilis Briefe an O. geben von ihr ein einseitiges Bild,― dieses Bild wird von O. factiös (gegen mich) ausgenützt. Frau Grethe L. hatte an Heini geschrieben ― insbesondre O.s Kränkung über das Ausbleiben eines Weihnachtsgeschenks geschildert ― und ihn gebeten,― mir zuzureden, daß ich Lili „für ein Jahr“ nach B.-B. gebe.― Heini (in Gespräch mit mir allein) fühlt, daß das keinesfalls richtig wäre (ganz abgesehn von meinem begreiflichen persönlichen Widerstand dagegen). Unrichtig wegen dort vollmangelnden Verkehrs für Lili, und O.’s Impulsivität, Beeinflußbarkeit und Neigung zu Ungerechtigkeit.― Lili wollte auch den Umstand, daß der böse Brief O.’s gerade am Morgen des 2. gekommen war, als Beweis dafür angesehn wissen, daß sie in dieser Stimmung sich doch unmöglich den Zopf abgeschnitten haben könne.

― Es kam ein Brief O.s an Heini, in dem sie sich über die Zopfsache merkwürdig ruhig äußert und auch nicht entfernt den Verdacht hegt, als wenn Lili schuldig sein könnte.―

Abends zu C. P. Sie las mir ihre Novelle „Abhang“ vor;― banal, ohne jede Eigenart, bis zum Schluss, wo ein schöner Brief versöhnt. Rieth das übrige auf das nöthigste zusammenzuziehn.― Die „Verschleierungen“ wirken naiv.―