Donnerstag, 13. September 1923

13/9 Lochau. Traum: Eine „Liebelei“ Probe; ich sage zum jungen Reimers, der den Fritz spielt (was thatsächlich) er möge seine Schlußworte „Zu Ende“ deutlich sprechen (er steht irgendwie tiefer, wie im Orchester), damit ich sie, der die Schlußgeste hat, höre; ich stehe (auf der dämmrigen Bühne, in der Mitte, an einem Tisch; hab etwas mit trocknen Blumen oder einem Salzfaß zu thun). ― Dann träum ich, daß wir Liesl erwarten, weiß vag, daß sie todt ist, aber hoffe, daß ihr Kommen die Wirrnis zwischen mir und Olga löse ―

Lili’s 14. Geburtstag. Arbeite früh ein wenig auf der Frühstückterrasse.― Lili ins Bad voraus; O. spricht im Park ihre Besorgnisse aus; insbesondre wegen Lilis Mangel an Pflichternst; und Backfischschwärmerein;― wir sprechen dann über die schwierigen materiellen Verhältnisse;― wie sie Geld verdienen solle?― Es bleibt doch für den Ernstfall kaum andres übrig als ev. Vermiethen.― Ich spreche von der ― besonders in praktischem Sinn ― Aussichtslosigkeit meiner Stücke, erzähle ihr ― nach Jahren wieder vom „Verführer“ ― wie ich die Stelle citire … Lieben heißt nicht … sich des Besitzes freuen,― heißt werben ― bangen ― kämpfen ― verzichten ― stürzen mir die Thränen aus den Augen,― sie nickt ― ich setze hinzu ― sagt Falkenier!― O. findet, das Stück müsse ja bald fertig und sehr schön sein ― ich selbst bin bewegt von seinem Reichtum,― und spüre doch, daß manches unvollkommen bleiben wird ― muß ― wegen meiner Neigung zur Dialektik, die nicht nur ein künstlerischer, die einer meiner Wesensfehler ist … Die „Complexbedeutung“ der Stufen, die in die Tiefe führen (Sala und Falkenier).― Olga findet, es wäre das beste für mich, ich käme für längre Zeit nach B.-B.;― ev. mit Kolap, um in Ruhe dictiren zu können.―

― Die Tragik der Situation spürt sie nicht, will sie nicht spüren ― wie ich deutlich fühle.―

Nach Tisch, bei der Geburtstagtorte, sprech ich (mit O. und Lili) von der Figur Josef des Zweiten und Friedrich. ― Ob ich unter günstigern seelischen Lebensumständen den Muth zum Josef gefasst hätte?―

Nm. am Verf.;― sehr flüchtig, um durch Ausfüllung von Lücken mir einen vorläufigen Abschluß vorzutäuschen.―