Donnerstag, 5. April 1923

5/4 Dictirt „Else“, Briefe.―

Akademieth. Auernheimer, der gute König, Premiere, hatte das Stück von der Lecture her (über 10 Jahre) in freundlicher Erinnerung; heut erschiens mir nett aber kindisch ― übrigens hört ich miserabel.―

Zu Olga. Fand sie verweint, Lili, die mit ihr den ganzen Tag verbracht, war eben weggegangen, und hatte, wie O. mir erzählte viel geweint … Ich sagt’ es immer: Das Problem heißt Lili!― Es war ein stilles Nachtmahl zu zweit, mit Thränen.― Dann an Almas Bett. Eine Weile ich mit ihr allein. „Finden Sie nicht, daß O. sich in den 14 Tagen hier sehr verändert hat? Viel weicher geworden? Ich find es nicht gut, daß sie jetzt wieder unter die fremden Einflüsse geräth … Ist es nicht eigentlich ein Unsinn, daß sie wieder weggeht?―“ Ich sage: Das ist eben das furchtbare am Unsinn, daß der erste mit Notwendigkeit die weitern nach sich zieht …― Und erkläre, daß ich nach wie vor ein Zusammenleben in der Sternwartestraße für unmöglich halte.

― Ich bleibe bis nach 12. Dann mit O. in ihrem Zimmer allein. Sie umarmt mich zärtlich;― ich weine bitterlich. Sie: „Du kannst mich ja doch nicht brauchen.“ Und möchte hören ― daß sie bleiben soll … oder bald zurückkommen für immer. Lieber freilich wär ihr, wir zögen alle zu ihr nach B.-B.― Abschied.―

Zuhaus les ich noch die amerik. Kritiken über Casan. Heimkehr (die glänzend sind) und in Rochefort weiter. Weder zum Film, den mir Cl. P. geschickt, noch zum (Mscrpt.) Roman ihrer Schwester, der Nachmittag gekommen war, mit Veilchen „selbstgepflückten“ von Cl. P. konnt ich mich entschließen.―