4/11 Teplitz.― Traum von O. ― zum ersten Mal nach langer Zeit mit Sympathie; sie und Lili ― sind bei mir, und O., hübsch und bescheiden, spricht darüber wie wir drei heute den Tag verbringen wollen, mit einem scherzhaften Ton, als wollte sie über ein eventuelles Mißtrauen meinerseits freundlich spotten …
― Wantoch bringt wieder Bücher u. dergl. zu Autogrammzwecken (wie gestern Abend);― berichtet daß einige von den Skandalmachern festgestellt seien, das ganze sei von dem antisem. Verein „Eiche“ ausgegangen. Man unterschätze hier noch die Bedeutung dieses Hakenkreuztreibens;― aber der gestrige Abend sei lehrreich;― übrigens werde er sich über die Laxheit der Polizei beklagen ― und eine Klage wegen Hausfriedensbruch einbringen.―
Gehe allein im Gußregen spazieren ―
Im Hotel besuchen mich Vizebürgermeister Kremser und Dr. Stern, von der hiesigen sozialdem. Organisation, solle ― um den Arbeitern Gelegenheit zu einer Gegendemonstration zu geben in Teplitz für die Organisation lesen. Principiell einverstanden, aber nicht gleich. Stern (der in jener Vor Sonnen Aufgang Vorstellung gegen den Alcohol gesprochen) berichtet mir von den Erfolgen seiner Agitation.― Die Gefährlichkeit der Hakenkreuzbewegung.―
Beim Essen leistet mir Hr. Wantoch Gesellschaft ― die Skandalmacher von gestern zum Theil eruirt,― vorher Versammlung und nachher …
Abreise; nach Aussig, Prof. Bach aus Prag mit mir; am Aussiger Bahnhof Dr. Schwabacher und Frau (die Gelegenheitsschauspielerin und Recitatorin)
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Pseudonym Dina Marius
Schauspielerin, Sängerin
Fabrikant/Fabrikantin
Arthur Schnitzler an Olga Schnitzler, 4. 11. 1922
Quelle: Arthur Schnitzler: Briefe 1913–1931. Hrsg. v. Peter Michael Braunwarth, Richard Miklin, Susanne Pertlik und Heinrich Schnitzler. Frankfurt am Main: S. Fischer 1984. (PDF unter: https://schnitzler-briefe.acdh.oeaw.ac.at/)