Sonntag, 24. September 1922

24/9 S. Traum: gehe durch die Wollzeile, düster gestimmt, weil der 18. März ist (Todestag M. R.… im Jahre 1902 18. 3. ging ich mit O. diese Straße und sie war eifersüchtig, dass ich des Datums dachte) ― dann ist es die Kärntnerstraße, ich gehe in ein Kino, eigentlich Vorsaal, klein; wartend, neben mir ein junger eleganter? Mann ― er sagt mir, zu meiner Verwunderung, dies sei überhaupt das erste Kino,― vor etwa 20? Jahren in Wien gegründet. Die Kärntnerstr. ist eng und belebt; auch andre Läden spielen irgend eine Rolle im Traum …

Vor 25 Jahren Geburt von M. R.s Sohn ― daher wohl der Traum vom 18. März!―

In den Zeitungen Bericht über die Gerichtsverhandlung gegen die zwei Radfahrer von 25. 6.; mein Zeugenbrief;― ich entnehme dem Bericht, daß ungeheuerlicher Weise ― eine Anzeige gegen mich! (wegen Vergehens gegen die körperl. Sicherheit) erstattet war ― die freilich gleich ad acta gelegt wurde!―

― Trübes Herbstwetter … Ich „ordne“.

Zu Ludaßy’s.― Olga L. weiß seit einigen Tagen wie es mit ihm steht. Verkauf des Hauses, bevorstehende Übersiedlung.― Dr. Milrath, über „Hidalla“ mit ihm (Kritiker des „Abend“).― Julius. Mit ihm an L.s Bett, der wie ein Sterbender aussieht aber noch immer nichts ahnt. Er erzählt von seinem Vater, dem Redacteur, der als Hauptperson das „Fliederbusch“ Problem an sich erlebt hat … Mit Julius fort … Unsre polit. Verhältnisse … Der betrunkne Arbeiter heut früh in der Tram: (über Kaiser Karl) „es ist ganz gut, daß der Pülcher crepirt ist“.― Unsre Wehrmacht ― jeder wenn er geht 17 Millionen Abfindung etc.―

― Mit Heini Nm. Schumann Es dur Quintett.―

Am Verf.;― die Doppelnovelle vorgenommen, und die monolog. Nov. „Else“ überdacht.―

V. L. kommt;― sie sagt auffallend kluge und gefühlte Sachen zu dem „Falkenier“ Problem.― Dann Dr. L.; sie nachtmahlen bei mir.―

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