Donnerstag, 3. August 1922

3/8 Traum, daß ein Rescript von der Polizei mich zu über 200.000 Kr. Schadenersatz oder Strafe wegen jenes Radunfalls verurtheilt, dann wache ich auf, träume wieder, es sind nur etwa 26.000 Kr.,― die Verordnung unverständlich, die Schrift kaum lesbar ― ich erwache mich (was man wohl sagen darf).―

Früh zu Schauer.― O. und Lili noch zu Bett;― O. wieder sehr „als wäre nichts geschehn“.― ―

Mit Chapiro im Park gegen Tutzing spazieren. Erzählt mir von seinem gestrigen Souper München mit Gerhart Hauptmann’s und Max Bernstein; H. wärmer expansiver aber viel trinkend (worüber schon vor 18 Jahren Brahm geklagt). Ein Ausspruch H.s „Gedanken seien schon Dialoge“, wogegen ich mich auflehne. Rede über seine einzige Gestaltungskraft, die allen andern überlegen (Menschenbildungskraft ―).― Ch. wünscht meine Protektion wegen Mitarbeiterschaft bei holl. und amerik. Blättern, erzählt von seinen polit. und liter. Verbindungen etc.;― immer ein wenig zum schwadroniren geneigt und keineswegs verlässlich.―

― Esse allein Elisabeth;― muß wieder depeschiren in der holl. Gastspielsache Ziegel, die Greiner mit gewohnter Ungeschicklichkeit führt. Dadurch dass ich die Sache nicht allein in die Hand nehme ― dreifache Zeit, Mühe, und Nerven.

Nm. las ich Verf., 3. Akt. Totaleindruck nicht gut ― überall Zeichen der Verstörung.―

Zum „Schauer“. Mit O. und Lili gegen Starnberg zu spazieren. O. erzählt allerlei Wiener Klatsch, von Frau Pollaczek gebracht, … „zum Zeichen der bürgerlichen Moral“ … Möchte etwas von V. L. erfahren, die ja „meine Freundin“; … sie revanchire sich sicher,― und nicht einfach … Immer der Unterton, als wäre sie quasi ein Opfer der „bürgerl. Moral“ ― und alles stände gut, wenn sie besser zu lügen und die dehors zu wahren verstanden … … als hätte ich sie aus dem Hause getrieben (all das nicht ausgedrückt) und vergisst, daß … trotz allem ― trotz Lüge, Betrug, Härte ― ihr die Entscheidung in die Hand gegeben war ― und dass sie freiwillig ging, und trotz meiner Mahnung, nochmals zu erwägen ― nach Mannheim fuhr ― und von M. aus … auf Scheidung bestand ― was sie allerdings von dem Augenblick an, da es ernst wurde und die Enttäuschung kam,― bedauerte.―

Allg. gemeins. Nachtm. beim Schauer.―